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"Beutekunst" Das Gezerre um fränkische Kunstgüter

Fränkische Kulturschätze in Münchner Museen - seit Jahrzehnten schwelt der Streit um die "Beutekunst". Was ist dran am Mythos Beutekunst und wo sollen die Kunstwerke ausgestellt sein? Eine Frage, die fränkische Gemüter regelmäßig in Rage bringt.

Stand: 13.02.2012 | Archiv

Wolfgang Schneider vom Museum am Dom (l), Konservator des Schwerts/Restaurator Klaus Oelke von der Schatzkammer in München (m) und Jürgen Lennsen vom Museum am Dom des Bistums Würzburg mit dem Herzogschwert 2004 in Würzburg | Bild: BR-Mainfranken/Barbara Markus

Das Würzburger Herzogschwert, der Bamberger Domschatz mit der Heinrichskrone - gehören sie nach Franken oder sollen sie in Münchner Schatzkammern bleiben? Regelmäßig entzündet sich der Streit an der sogenannten Beutekunst: Tausende Kulturgüter aus Franken wurden um 1800 im Zuge der Säkularisation nach Altbayern gebracht. Dort liegen sie noch heute - und das stinkt vielen Franken. Die Kunstwerke sollen an ihren angestammten Platz zurückkehren, fordern sie. Dort fänden sie wesentlich mehr Beachtung als in einem Sammelsurium in München.

"Beutezug" durch fränkische Kirchen

Maximilian IV. Joseph von Bayern, der spätere König Maximilian I.

Bistümer, Reichsklöster und Stifte hatten 1803 nach dem sogenannten "Reichsdeputationshauptschluss" ihre Souveränität verloren und wurden weltlichen Staaten wie dem Herzogtum Bayern eingegliedert. Die drei fränkischen Regierungsbezirke waren von der Säkularisation besonders betroffen. Maximilian IV. Joseph von Bayern, der spätere König Maximilian I., ging systematisch zu Werke: Er wies alle Stifte, Klöster und Kirchen an, eine Liste ihres Besitzes und Kirchengutes zu erstellen. Betroffen waren unter anderem Bamberg und Würzburg. Maximilian war besonders an Gemälden der alten Meister interessiert, denn er wollte die Königliche Hofgalerie in München neu ordnen und mit Kunstwerken aus den neu dazu gewonnenen Gebieten erweitern. Sein Sachverständiger in Sachen Kunst war Johann Christian von Mannlich, der die neuen fränkischen Gebieten bereiste.

Kategorisierung nach Mannlich

Johann Christian von Mannlich teilte die Kunstwerke in drei Kategorien ein: "Von erstem Wert für die kurfürstliche Galerie, von minderem Wert für alle öffentlichen Anstalten; das Übrige zum öffentlichen Verkauf."

Die Tricks der Bamberger

In Bamberg konnte von Mannlich nur zwei Kisten mit 14 Gemälden ergattern. Die Bamberger Bürgerschaft und kirchliche Amtsträger kamen dem Kurfürsten zuvor und ersteigerten einen Großteil des Kirchen- und Klosterguts. In Würzburg war von Mannlich dagegen erfolgreicher: Er verschleppte 14 Kisten mit 56 Werken aus der Residenz und über 100 aus den fränkischen Klöstern nach München.

Das Herzogschwert

Mit im Gepäck hatte er auch die Silberkammer der Residenz mit dem Fürstbischöflichen Schwert. Das Zeremonienschwert wurde 1460 gefertigt, ist 130 Zentimeter lang, zehn Kilo schwer und besitzt einen mit Silbernägeln und Edelsteinen verzierten Griff. Seit Jahrzehnten kämpfen fränkische Vertreter und Verbände, wie beispielsweise der Fränkische Bund, für die Rückführung des Schwerts nach Würzburg - bisher ohne Erfolg.

Das Problem mit der Rückführung von Beutekunst

"Grundsätzlich ist es höchst problematisch, dass man die rechtlichen Voraussetzungen der Gegenwart nicht auf die Vergangenheit übertragen kann, als ganz andere rechtliche Verhältnisse geherrscht haben. So gesehen kann man das Rad der Zeit schlechterdings nicht zurückdrehen." Daniel Hess, Sammlungsleiter am Germanischen Nationalmuseum

Keine Beutekunst: Dürer-Gemälde

Die zwei Dürer-Gemälde "Das Selbstbildnis im Pelzrock" und "Vier Apostel" in der Münchner Alten Pinakothek fallen übrigens entgegen den Gerüchten nicht in die Kategorie Beutekunst. Die Apostel wurden im Dreißigährigen Krieg verschenkt, um Nürnberg vor Schaden zu bewahren. Und beim Selbstbildnis sind die Nürnberger einem Kunstdieb auf den Leim gegangen, berichtet Daniel Hess vom Nationalmuseum: Im späten 18. Jahrhundert habe nämlich der Nürnberger Maler Abraham Wolfgang Küffner das Originalbild ausgeliehen, um eine Kopie zu erstellen. Der Stadt gab er offenbar die Kopie zurück, das Original habe der dreiste Dürerfälscher nämlich 1805 in München für einige hundert Gulden verkauft.

"Den besten Ort finden"

Ob München, Würzburg oder Nürnberg: Wo letztlich ein Kunstwerk ausgestellt ist, zählt für den Kunsthistoriker nicht. Viel wichtiger ist es, den besten Ort zu finden, um die Werke für die nachfolgenden Generationen zu erhalten, so Hess. König Maximilian konnte übrigens die von Mannlich gesammelten Werke gar nicht alle in der Alten Pinakothek unterbringen. Sie kamen deshalb in die neu geschaffene Zweigstellen und Galerien und somit zum Teil wieder zurück nach Franken.

Abstimmung

Wo sollen die fränkischen Kulturschätze ausgestellt sein?

88,0 %
12,0 %

Diese Abstimmung ist keine repräsentative Umfrage. Das Ergebnis ist ein Stimmungsbild der Nutzerinnen und Nutzer von BR.de, die sich an der Abstimmung beteiligt haben.


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Kommentieren

Frank , Donnerstag, 22.August 2013, 10:11 Uhr

3. Herzogschwert

Dann stellt das Schwert auf gleiche Höhe wie das bairische....das Würzburger ist Historisch nicht weniger bedeutend....es war immer Kaisertreu dem echten Kaiserhaus zu Wien...lange bevor Baiern kam.

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petra, Dienstag, 21.Februar 2012, 08:14 Uhr

2. kulturschätze aus franken....

gehören natürlich nach franken.....wohin denn sonst ?!!!

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Gruber Johann, Mittwoch, 15.Februar 2012, 23:39 Uhr

1. Und die Nophretete nach Ägypten

Den Pergamon-Altar zurück nach Pergamon. Die Glyptothek abwickeln. Das Völkerkundemuseum auflösen. Alles zusammengerafft unter sittenwidriger Täuschung der Vorbesitzer.

Liebe Politiker im Franken-Tröste-Taumel: denkt mal zu Ende, was Ihr da lostretet.

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