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Auf Spurensuche Die Franken und ihre Volksmusik

Gibt es eine typisch fränkische Volksmusik? Die Antwort darauf ist nicht so einfach: Die Forschungsstelle für Fränkische Volksmusik in Uffenheim geht der Frage nach.

Von: Maria Bauer

Stand: 21.06.2022 | Archiv

Kapelle Dorn bei einer Hochzeitsgesellschaft in Artelshofen, Volksmusik aus Franken | Bild: privat, FFV / Forschungsstelle für Fränkische Volksmusik

Seit über 40 Jahren sammelt, ordnet und dokumentiert die von den drei fränkischen Bezirken getragene Forschungsstelle für Fränkische Volksmusik alles, was ihr über das Musikgeschehen in Franken in die Hände fällt. Und damit ist tatsächlich das ganze, wirkliche Musikgeschehen gemeint. Dank der Arbeit der Forschungsstelle ist inzwischen gut dokumentiert, was die fränkischen Musikanten vor gut 100 Jahren so alles im Repertoire hatten: Walzer, Rheinländer, Schottische genauso wie Tangos oder Schieber. Eben all  das, was zur Unterhaltung einer Hochzeits- oder Kärwagesellschaft u.v.a. erforderlich war.

Wer hat wann wo

mit wem warum

welche Musik gespielt,

gesungen oder getanzt?

Das sind die Fragen, die Forschungsstelle seit 40 Jahren beschäftigen. Zur Beantwortung  sind die Mitarbeiter teils selbst auf Feldforschung gegangen, teils haben Hinterbliebene von verstorbenen Musikanten kistenweise Material überlassen, teils sind die Musikanten selbst noch zu Lebzeiten auf die Forschungsstelle zugegangen, damit das, was ihnen ein Leben lang am Herzen lag, nicht in Vergessenheit gerät. Und so ist in Uffenheim ein riesiger Schatz Fränkischer Musikgeschichte entstanden

"Uns interessieren die Menschen, die musizieren, mehr als das Notenwerk"

Detektivarbeit, wenn eine alte Notenhandschrift nicht zugeordnet werden kann.

Das bedeutet, dass die Mitarbeiter der Forschungsstelle nicht nur Vorhandenes dokumentieren, sondern auch kontextualisieren, also neugewonnene Informationen richtig im großen Puzzle der Fränkischen Musikgeschichte einordnen müssen. Das bedeutet nicht selten Detektivarbeit - wenn zum Beispiel eine alte Notenhandschrift nicht eindeutig zugeordnet werden kann.

Dann kann zum Beispiel die Spur des Papiers mühsam über die Wasserzeichenrecherche nachverfolgt werden. Das Einhorn-Wasserzeichen auf dem Foto beispielsweise verweist auf eine Papiermühle in Georgensgmünd in der Zeit um 1814.

Bavarikon - Projekt mit Vorbildcharakter

3.000 historische Schallplattenaufnahmen und 200 Notenhandschriften wurden digitalisiert.

In den vergangenen dreieinhalb Jahren wurden in mühsamer Kleinarbeit 3.000 historische Schallplattenaufnahmen und 200 Notenhandschriften aus dem Bestand der Forschungsstelle digitalisiert und sind nun nicht nur auf der Homepage der Forschungsstelle, sondern auf "bavarikon", der Plattform für Kultur und Wissensschätze der Bayerischen Staatsbibliothek, für jedermann zugänglich und jederzeit abrufbar.

Die Asche soll ja nicht aufbewahrt, sondern die Glut am Glühen gehalten werden, wie es Jean Jaurès so schön formuliert hat. Dass das tatsächlich funktioniert, zeigen unsere Audios: drei alte Schellacktitel, die von heutigen Musikgruppen abgehört und in ihr Repertoire aufgenommen wurden:

Was ist nun "Typisch Fränkische Volksmusik"?

Die Leiterin der Forschungsstelle für Fränkische Volksmusik und ihre Mitarbeiter.

Für die Leiterin der Forschungsstelle und ihre Mitarbeiter ist es eigentlich überhaupt nicht so wichtig, diese Frage zu beantworten, denn das Musikgeschehen in Franken ist schlichtweg so wie die Franken selbst: witzig, wendig, widersprüchlich. Das Schubladendenken unserer Tage war für die Musikanten um 1900 herum überhaupt kein Thema. Die haben nicht unterschieden nach Fränkisch, Bayerisch, Volksmusik, Unterhaltungsmusik, die wollten ihr Publikum fesseln und haben deshalb begierig aufgesaugt, was diesem Zweck diente. Daher kann fränkische Volksmusik niemals ein statischer Punkt sein, sondern ist immer das Ergebnis vieler Einflüsse.

Fränkische Musik in Bayerischer Tracht

Musiker treten in oberbayerischer Tracht auf.

Eine fränkische Besonderheit gibt es allerdings, die sich von Franken aus schnell verbreitet hat, da sie höchst erfolgreich war: die Oberlandlerkapellen. Dabei handelt es sich um zumeist Fränkische Musiker, die der besseren Vermarktbarkeit wegen in oberbayerischen Trachten aufgetreten sind. Der Tourismus erlebte gerade in Oberbayern einen Höhenflug und die Franken waren gewitzt genug, auf diesen Zug aufzuspringen. So kam es, dass der Nürnberger Gastwirt Georg Lang als erster eine "Bayerische Riesenhalle" auf dem Oktoberfest errichtet hat, in der täglich eine 30 Mann starke Musikkapelle aufspielte. Bis dato war das Bier dort nur in kleinen Buden ausgeschenkt worden und Musikanten mussten beim Publikum sammeln gehen, um etwas zu verdienen. Die Oberlandlerkapelle Georg Lang war die erste, die von einem Wirt engagiert und auch bezahlt wurde. Ein cleveres Konzept, dem der Erfolg schnell recht gab - und die Geburtsstunde der Oberlandler Erfolgsgeschichte.


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