Einflussfaktoren Wodurch wird MS verursacht?
Die letztendliche Ursache von Multipler Sklerose ist bislang unklar. Einflussfaktoren gibt es dagegen viele – Hierzu gehören neben einer erblichen Veranlagung vor allem verschiedenste Umwelteinflüsse. Denn MS gilt als Autoimmunerkrankung, also eine Krankheit, bei der sich das Immunsystem gewissermaßen versehentlich gegen den eigenen Körper richtet.
Auslöser von MS
Für die Wissenschaftler ist mittlerweile in weiten Teilen gut nachvollziehbar, was die MS im Körper der Betroffenen bewirkt. Wichtige Erkenntnisse dazu stammen aus pathologischen Untersuchungen am Menschen bzw. aus sogenannten "Tiermodellen“. Hierbei wird MS in Versuchsanordnungen an verschiedenen Säugetierarten "imitiert“. Dagegen ist der letztliche Auslöser der Erkrankung nach wie vor unbekannt.
Wissenschaftlicher Verdacht
Im Moment geht die Forschung davon aus, dass es sich bei Multipler Sklerose um eine Autoimmunerkrankung handelt, d.h. um eine Störung, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet.
Der genetische Faktor
Multiple Sklerose ist keine Erbkrankheit im klassischen Sinne. Es gibt für MS zwar eine gewisse genetische Prädisposition: Das bedeutet, dass jemand, der einen Betroffenen in der Familie hat, selbst ein leicht erhöhtes Risiko trägt, an MS zu erkranken. An der Ausprägung dieser Veranlagung sind allerdings vermutlich hunderte von Genen beteiligt, sodass es nicht möglich ist, über einen einzelnen Gentest eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine MS-Erkrankung festzustellen.
Fazit: Es müssen zur Genetik noch andere Faktoren hinzukommen.
"Selbst bei genetisch identischen eineiigen Zwillingen sind nur in 30 Prozent der Fälle beide an MS erkrankt."
Prof. Reinhard Hohlfeld
Umwelteinflüsse
Im Bereich der Umweltfaktoren, die Multiple Sklerose vermutlich begünstigen, sind hauptsächlich drei zu nennen:
- Vitamin D-Mangel
- Rauchen
- Virusinfektionen
- die individuelle Darmflora
Vitamin-D-Mangel
Forscher haben festgestellt, dass Multiple Sklerose in sonnenreichen, äquatornahen Gegenden seltener vorkommt als in weiter entfernten Regionen. Sonnenlicht regt die Vitamin D-Produktion an. Vitamin D wiederum stärkt das Immunsystem. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass Vitamin D-Mangel möglicherweise Autoimmunreaktionen begünstigt, die letztlich zu MS führen können.
Rauchen
Das Rauchen (insbesondere von Zigaretten) wirkt sich nachweislich nicht nur schädlich auf den Verlauf der MS Erkrankung aus, sondern erhöht auch das Risiko an MS zu erkranken. Es handelt sich hierbei um einen wichtigen und noch dazu vermeidbaren Risikofaktor.
Virusinfektionen
Das menschliche Immunsystem befindet sich im ständigen Kampf gegen verschiedenste Viren und Bakterien. Es kann aber durchaus vorkommen, dass die aktivierten Abwehrzellen sich versehentlich sowohl gegen den Eindringling also auch gegen den eigenen Körper richten. Die fehlgeleiteten Zellen setzen dann eine Autoimmunreaktion in Gang, die das Nervensystem schädigt. Es ist auffällig, dass nahezu alle MS-Patienten irgendwann im Leben eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus durchgemacht haben.
Die individuelle Darmflora
Forscher der Abteilung für Neuroimmunologie am Max-Planck-Institut in Martinsried haben im Tiermodell (MS bei Mäusen) festgestellt, dass die Tiere keine Schübe mehr bekommen, sobald man sie in eine absolut keimfreie Umgebung umsiedelt. Die Ursache dafür scheint im Verdauungstrakt der Mäuse zu liegen. Die Versuche legen nahe, dass eine bestimmte Zusammensetzung der Darmflora bei den Tieren - und damit möglicherweise auch beim Menschen - die Entwicklung von MS positiv verändern könnte.
"Das könnte letztlich auch bedeuten, dass es in Zukunft vielleicht möglich wird, durch eine gezielte Manipulation der Darmflora, etwa über eine bestimmte Ernährung oder bestimmte Antibiotika, den Verlauf der MS positiv zu beeinflussen."
Prof. Reinhard Hohlfeld
Impfungen als Auslöser?
Bei einigen wichtigen Impfungen (Grippe, Hepatitis) kann inzwischen ausgeschlossen werden, dass sie im Zusammenhang mit MS ein Risiko darstellen. Virusinfektionen dagegen können Schübe auslösen. Deshalb sollte im Zweifelsfall geimpft werden. Das gilt speziell auch für die Impfung gegen COVID-19.
Aber: MS-Patienten sollten keine Lebendimpfstoffe erhalten!