Fei Fränggisch Dem Grischbala nachgeschmeckt
Für Kraft und Ausdauer steht das Grischbala nicht, gegen Tiefgang spricht aber eigentlich nichts. Vor allem, wenn man erfährt, welchen Bedeutungs-Pingpong Fei Fränggisch-Experte David Saam mitgemacht hat, um die Herkunft dieses Ausdrucks zu ergründen.
"Ach Goddala, schau derramol des Grischbala o der Duuba oo. Dass der übähabbds an Don nausbrengd ..."
Wos a Grischbala, Grischbel, Grischbeles oddä Grischbes is, do is mer sich in Franggn reladiif einich. Es is die Bezeichnung für an Menschn, der schwach, dünn und glaa is. Wennsd also an Umzuuch mid schwere Möbel inglusiife Kühlschrangg und Klavier machsd, donn hullsder zum Helfen besser ka Grischberla, do braugsd scho andre Kaliber.
Beeindruggend uneinich is si allerdings die Schbrachwissenschafd, woher sich der Begriff ableided. Der Bridde Anthony Rowley is bekannd aus Funk und Fernsehng und aaner DER Exberddn, wenns um Mundoärdn im Bundesland Bayern gedd. Also alles andre wie a Grischbala im Bereich der Dialektforschung. Er soochd: Grischbala kummd vom Subsdandiif Kruspel, wos im Mittelhochdeudschen Knorpel bedeuded hodd. A Ansammlung von Knorbbln ohne vill Fleisch dron, wär nochäddla a Grischbala.
Die Heiligen
Im Einklang mim Handwörterbuch von Bayerisch-Franken kummd Almuth König vo der Universität Erlangen zu am annern Schluss: Des Grischbala leided sich demnach vom Heiligen Crispinus und seim Bruder Crispinianus ab. Obbä warum eigendlich? In der Legende vo ihrm Mardyrium übäleem die zwaa Brüder mehrere Dödungsversuche, bis sich ammend ihre Köbbf dem Beil vom Henker doch gschloong geem müssn. Des woän also alles andre als schwache Dybbm. Wie könnerdn die Wörder sunsd zammhänga?
Crispinus haaßd "der Kraushaarige". Obbä Leud mid krause Hoä zeichnen sich ezzala ned bemerggenswerd ofd als Grischbala aus, des scheind eher a schwache Herleidungsbemühung zu sei.
Die schbeederen Heilichn woän aus gudem Hause und homm des Schusderhandwergg glernd, um oärma Leud zer helfm. Könnerdn Grischbala also die Menschn sei, die so schwach senn, dass sie ohne Undäschdüdzuung ned auf die Baaner kumma?
Die Pfiffigen
Im Inderned lässd si a middlbayerischer Erglärungsväsuch finna: Am 25. Ogdober – dem Namensdoch vom Crispinus – geborene Kinder häddns früher ned leichd ghobbd, den erschdn Herbsd und Winder zu überlem. Die’s ned gschaffd homm, solln Krischberl gwesn sei.
In Ösderreich exisidierd der Begriff Krispindl, mid dem eemfalls krafdlose, magere Bersona bedidulierd wern. Und aa hier lieferd des Nedz a indressande Dheorie: Krispindl hängerd eben ned mim Hl. Crispinus zamm, sondern mid Crispin, an bfiffichn, hinderlisdichn Diener aus französischen Komödien vom 17. Jahrhunderd. Aus dem is in der Wiener Volkskomödie a Figur endwiggld woän, die aweng wos Kaschberlhafdes hodd.
Die Knusprigen
Bevor uns die ganzn ungeglärdn Dheorien nuch goä die ledzde Krafd raubn, konzendrier mer uns auf die Realidäd. Grischabala werd laud Handwörterbuch von Bayerisch-Franken aa zu am "durch Krankheit zurückgebliebenen Stück Vieh" oddä zu am "schmächtigen, verkrüppelten Bäumchen" gsochd. Und wemmer scho in der Weld der Bflanzn senn: Vor goä ned allzulanger Zeid hodd a jungs Bärla aus Franggn beschlossn, dass' für gerösdede Kardofflscheim an bassenderen Noma als Chips gibbd: Grischberli. Walls beim Neibeißen hald so schö grischbld und gruschbld.
Aufm Weech nach Wichsnschdaa / läffd middndrin und bridschäbraad
Gschdüdzd auf a dünns Schdeeggala / hechelnd a glaans Grischbala
Wos hodd ner des für dürre Baa!? / Glabbsdes naa?! Derf des saa?!
Am Buggl drächd des Grischbala / an feddzn drümmer Hingglschdaa!
Unsere Rubrik "Fei Fränggisch"
Des mit dem fränkischen Dialekt ist ja nicht so ganz einfach - also nicht falsch verstehen! Nicht nur zwischen Nordseeküste und Allgäu tun sich die Deutschen manchmal schwer, einander zu verstehen, auch innerhalb von Bayern ist das möglich. Das liegt an der Dialektvielfalt: "das Bayerische" oder "das Fränkische" gibt es ja gar nicht - stattdessen ostfränkisch, mainfränkisch, nord-, mittel- oder südbairisch oder das Schwäbische. Holla! In unserer neuen Rubrik "Fei Fränggisch" erklärt unser Autor David Saam in seiner unnachahmlichen Art ganz allgemeine oder auch mal ganz spezielle Dialektworte.