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Fei Fränggisch Was alles hinter dem Moggerla steckt

A Moggerla? Das ist ein Kälbchen! Das mag vielerorts stimmen, aber hinter diesem Wort (oder Moggerle oder Moggl) steckt mehr, als auf eine Kuhhaut geht. Fei Fränggisch-Experte David Saam mistet den Bedeutungs-Stall aus.

Von: David Saam

Stand: 19.09.2024

Fei Fränggisch: Was alles hinter dem Moggerla steckt

"Geh zu, mei Moggerla! Kumm endli rausm aum Sandkasdn und moggl nimmer so lang rum!"

Moggerla, Moggerle, Moggl – ganz viele underschiedliche Formen gibbds dävo im Franggnland. Und es bedeuded an ganzn Haufm Verschiedenes.

Zum Beischbiel bezeichned Moggerla a junges Kalb. Dodervoo abgeleided sochd mer zu der erschdn Milch, die die Kuh nachm Kalbn gibbd, in Issigau im Frankenwald Mockelamilch. So schdedds im Fränkischen Wörterbuch der Universität Erlangen. Ebenfalls lässd si doddn lesen, dass mer aus dera Milch im ned weid endferndn Steinbach Muggalaskleesin der Bfanne bäggd.

Wir gehen mit und erhöhen auf Sau

Zammhänga dud des Moggerla woäscheinds mid am annern Hausdier, nämlich die Mocke oder Muck. So werd des weibliche Schwein deilweis in fränkischen und hessischen Schbrachgebieden genannd. Wenn die Ferkel an den Zitzen ihrer Mudder hänga, kommer in Bamberch song: Die mockeln. Des Fränkische Wörterbuch hodd obbä nuch weidere Beleeche für a Verbform: In Mönchsherrndorf (im Landkreis Bamberg) sochd mer "Der moggelt wie a Schnäck", wenn sich jemand orch longsom foddbeweechd. Almuth König von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, die des Wörterbuch bedreud, führd außerdem aa nuch on, dass mer in Fürth sochd "Moggel hald ned sou!", wenn jemand bei der Ärberd rumdrödeld.

Von der Lok zur Hinterlist

Und so is a Moggler oddä a Mogglerin a Mensch, dem die Gemüdlichkeid näher lichd als die Hedzerei. Des lässd si aa auf Fohrzeuche übädroong, die eher longsom dunn, so wie des Langenzenner Moggerla, die Bohn, die vo Siegelsdorf durchn Zenngrund nach Markt Erlbach führd. So schdedds im Handwörterbuch von Bayerisch-Franken.

Auf der Suche nach der Schbrachwurzel schdößd mer aufs mittelhochdeutsche Verb mocken oder mockeln. Für den bairischen Schbrachraum finded sich im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm die Bedeudung "nur leise, verstohlene Bewegungen machen oder Laute von sich geben, aus Furcht, Trägheit, Hinterlist, besonders aber aus Ärger oder Verdrieszlichkeit."

Jetzt wird die Sache rund

Des soll uns obbä ezz ned verdrießn, sondern schau mer lieber, warum a Moggerla nuch wos annerschds sei konn: Nämlich a Nadelbaumzabbfm, mancherords konkred vo der Fichde oder der Kiefer. Des hängd scheinds ned mim Kälbla oder der Sau zamm, sondern beziehd si auf a spätmittelhochdeutsches Wordd. Der Mocke ist a runder Klumpen. Wie so a Zabbfm hald aa ausschaua konn, sowie a glaans Kindla. Wall aa des kommer als Moggerlabezeichna.

Es glingd obbä wirgglich niedlich. Ka Wunner hauchen Leud, die sich orch gern homm, einander verliebd zu: "Ach Godderla, mei Moggerla..."

Mei Moggerla, mei Moggerla,/ Derfi der Wiggl in Deine Loggn saa?
Du bisd mei Draamfraa, sowos, naa / Mogsd du die Sahne auf meiner Dorddn saa?
Für Diich brennd mei Herz wie Boddnschdaa / beim Lichderfesd, mei Moggerla!
Griechi aweng a Schmozzerla?

Unsere Rubrik "Fei Fränggisch"

Des mit dem fränkischen Dialekt ist ja nicht so ganz einfach - also nicht falsch verstehen! Nicht nur zwischen Nordseeküste und Allgäu tun sich die Deutschen manchmal schwer, einander zu verstehen, auch innerhalb von Bayern ist das möglich. Das liegt an der Dialektvielfalt: "das Bayerische" oder "das Fränkische" gibt es ja gar nicht - stattdessen ostfränkisch, mainfränkisch, nord-, mittel- oder südbairisch oder das Schwäbische. Holla! In unserer neuen Rubrik "Fei Fränggisch" erklärt unser Autor David Saam in seiner unnachahmlichen Art ganz allgemeine oder auch mal ganz spezielle Dialektworte.


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