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"Fei Fränggisch" "Schboozn" und "schbozzn" – so nah und doch so fern

Nicht selten muss der Außerfränkische vorsichtig sein mit dem, was er in den Mund nimmt. Sonst kann es mindestens zu unangenehmen Verwechslungen kommen, wie David Saam in "Fei Fränggisch" an den Beispielen "Schboozn" und "schbozzn" erklärt.

Von: David Saam

Stand: 30.12.2023

"Fei Fränggisch": "Schboozn" und "schbozzn" – so nah und doch so fern

Ja, do hodd mer dooch wer nei meine Schboozn gschbozzd!

Schboozn und schbozzn lieng arch nah beinandä – schbrachlich gsähng. Kulinarisch drennd die zwaa allerdings Weldn! Während Schboozn mid langem "oo" a sehr wohlschmeggende Mehlschbeis sei könna, hodd des Schbozzn mim kurzem "o", na ja, doch ehra an aweng unabbediddlichn Beigeschmagg.  

Aa vo der Eddymologie her kommer soong, dass Schboozn und schbozzn zwaa boä Schdiffl senn. Schbozzn is verwand mid Wördern wie schbuggn, schbeia und schbizzn. Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm finded sich unter "spirzen" folgende Erglärung: "eine oberdeutsche, jetzt noch mundartlich lebende bildung von der auf lautmalendem grunde ruhenden wurzel spi in spîwan, während eine nebenform spürzen, spurzen auf die wurzelform spu in spiuwan zurückgeht". 

Allen gemein is die klangliche Anbahnung des Auswurfs übers "schschschsch", die dann im Auswurf selbst auf "p" mündet, was dem Ganzen noch a Borzion Schwung midgeem soll: "schschsch-bozzn!" 

Kondrär derzu die Schboozn, die ausm Mund ned naus, sondern nei solln. In Franken am libbsdn in Verbindung mid Linsen. Ledzdere erinnern die Menschen in Südeurobba an Münzen und wern doddn desderweeng bevorzuuchd zu Silvesder oder Neujohr gessn, um des Glügg zu loggn. Und aa bei uns schdedd des kulinarische Klaageld donn auf mancher Schbeiskarddn. Derzu geselln sich quasi noch Goldbaddzn. Die Grimms schreiben, es handele sich um "klümpchen von mehl nebst verschiednen ingredienzien, von den gröszern, den knédeln, unterschieden, auch meist fester und minder verdaulich." Au weia, und des aa nuch in Verbindung mid Linsen. Na, ob des wirgglich Glügg bringd? 

Batzen gild übrigens als a möglicher schbrachlicher Urschbrung für Spatzen, wie die Schboozn auf Hochdeutsch haaßn. Die zweide Herleidung is die aus dem Dierreich. Mutmaßlich wall die klumbnardichn Schboozn mid Schnabelschbizzn aweng wie die glann gleichnomicha Vöcherla ausschaua. Spatz is a eigendümliche Abwandlung vom althochdeutschen sparo, mittelhochdeutsch spar, der sich später zum Sperling gemauserd hodd. Und der mooch ja Essen bekanndlich sehr gern. Insofern boden die Schboozn sicher gern in den Linsen, erschd rechd, wenn sich välleichd noch a Wienerla däzugeselld.

Wenn Sie des nächsde Mol welche essen, wünsch ich Ihna jedenfalls vill Glügg! Aa für die Verdauung … 

Die Schboozn bfeiffens scho vo die Dächer
Linsen und Schboozn gibds des Joä an Silvesder.
Wos für a Glügg, wos für a Glügg!
Do ess mer donn Schboozn bis mer schbozzn
bloß wecher die Linsen müss mer foooorsichdich sei, 
Ach, wie schö is so a Schboozerei! 

"Fei Fränggisch" - unsere neue Rubrik

Des mit dem fränkischen Dialekt ist ja nicht so ganz einfach - also nicht falsch verstehen! Nicht nur zwischen Nordseeküste und Allgäu tun sich die Deutschen manchmal schwer, einander zu verstehen, auch innerhalb von Bayern ist das möglich. Das liegt an der Dialektvielfalt: "das Bayerische" oder "das Fränkische" gibt es ja gar nicht - stattdessen ostfränkisch, mainfränkisch, nord-, mittel- oder südbairisch oder das Schwäbische. Holla! In unserer neuen Rubrik "Fei Fränggisch" erklärt unser Autor David Saam in seiner unnachahmlichen Art ganz allgemeine oder auch mal ganz spezielle Dialektworte.


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