Zwölfuhrläuten Agatharied in Oberbayern
Wer von Miesbach an den Schliersee und ins Gebirge fährt, kommt durch Agatharied. Früher war es ein eigenständiges Dorf, heute gehört es zur Gemeinde Hausham mit etwa 8.000 Einwohnern. Der Name erinnert an einen "von Stauden gereinigten Platz" und an die Kirchenpatronin Agatha, eine frühchristliche Märtyrin in Sizilien.
Auf einem kleinen Hügel über der Schlierach, umgeben vom Friedhof, thront die Kirche. Mit ihrem schlanken, schindelgedeckten Spitzgiebelturm macht sie einen malerischen Eindruck.
Romanik bis Frühbarock
Die Anfänge reichen zurück in die Romanik, in der Gotik entstand der heutige Bau. Als Stifter gilt Georg von Hohenwaldeck. Es wird berichtet, dass die drei "Ried-Kirchen" im Landkreis Miesbach - Georgenried, Frauenried, Agatharied - auf seine Stiftung zurückgehen, weil er wohlbehalten aus türkischer Gefangenschaft heimgekehrt war.
Die drei Altäre entstanden im 17. Jahrhundert im Stil der altbayerischen Spätrenaissance. Dabei haben die Meister gefühlvoll wesentliche Elemente der gotischen Vorgängeraltäre eingebaut. Der Betrachter findet am Hochaltar neben den beiden gotischen Hauptfiguren Agatha und Urban Bilder des ehemaligen Flügelaltars, die das Leben der Kirchenpatronin zeigen.
Der rechte Seitenaltar präsentiert den Patron der Vorgängerkirche, den Apostel Jakobus den Älteren. Erwähnenswert ist auch das Rippengewölbe mit seinen Pflanzenmotiven im Kirchenschiff. Im Gewölbe des Altarraums hat der Miesbach-Schlierseer Stukkatorenkreis phantasievolle, frühbarocke Spuren hinterlassen.
Glocken aus Sonderbronze
Vier Glocken tönen aus den Doppelfenstern des Kirchturms. Die drei größeren goss Karl Czudnochowski in Erding nach dem Zweiten Weltkrieg aus Sonderbronze. Sie klingen hinauf bis zur Gindelalmschneid, von der aus der Wanderer einen herrlichen Blick in das Oberland genießen kann, an klaren Tagen bis in die Landeshauptstadt.