Zwölfuhrläuten Berchtesgaden in Oberbayern
Wer den Weg von der A8, Ausfahrt Piding, Richtung Süden nimmt, dem fällt schnell auf, dass die Berge näher rücken und das Tal sich verengt, bis dramatisch und fast immer Schnee gleißend, der zweigeteilte Watzmann-Gipfel ins Blau ragt. Ihm zu Füßen liegt Berchtesgaden.
Durchstreift der Besucher auf dem Weg hinauf zur Stiftskirche ein wenig den Markt mit seinen Fassadenfresken, Laubengängen, Torbögen und Brunnen und staunt über die Giebelreihen hinein in die phantastische Bergkulisse, kann er diesen Zusammenklang von Hochgebirgsnatur, Kunst und Bürgersinn nur bewundern.
Woher kommt der Ortsname?
Vielleicht macht er sich auch Gedanken über die Namensherkunft des erstmals 1102 erwähnten Ortes. Kommt er von der Frau Perchta, die Faule bestraft, Gute belohnt und vornehmlich zur Wintersonnenwende durch die Lüfte fährt? Auch wenn die Perchten in Berchtesgaden Buttnmandl heißen, so laufen die Stroh umwickelten Männer mit ihren Kuhglocken, den Hörnerlarven und den heraushängenden Zungen nicht weniger furchteinflößend durch die Adventsnächte.
Kann aber auch sein, der Ortsname kommt von einem Perther, der hier seinen Gaden, seinen umzäunten Wohnsitz hatte.
Fünf Glocken aus dem 16. Jahrhundert
Auch wenn die Doppeltürme nach Blitzschlägen erst 1866 neuromanisch wiedererstanden, strahlt die herrschaftliche Stiftskirchenfassade viel aus vom Selbstverständnis der Berchtesgadener Pröpste und Prälaten, die hier Jahrhunderte lang ein reichsunmittelbares Fürstentum regierten. Mehr noch beeindruckt das Kircheninnere, mit seinen mächtigen Pfeilern, den Marmorgrabmälern und besonders dem machtvollen, frühgotischen Chor. Er ist, heißt es, "einem Münster angemessen". Da könnte man noch anfügen, die Glocken sind es nicht minder. Auf beide Türme verteilt läutet ein Glockensextett. Fünf davon wurden 1597 von Martin Frey in München gegossen.