Zwölfuhrläuten Deisenhofen in Oberbayern
Hoch ragt er auf, steht stolz in Distanz zum Kirchenschiff und blickt auf weite unbebaute Felder: der Glockenturm von St. Bartholomäus. Ein bisserl überdimensioniert scheint auch das Kirchenschiff mit seinem quadratischen Grundriss von 30 auf 30 Metern.
Großmannssucht der Deisenhofener? Nein, kluges Vorausdenken in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Wachsen sollte die Gemeinde durch den Zuzug aus München. Doch die Gemeindeväter verboten die geplanten Hochhäuser kurzerhand und so blieb es bis heute Großteils grün rund um die Kirche.
Erst spät eigene Kirche
Doch es geht munter zu im Kirchhof. Die Schule und vor allem der Kindergarten in enger Nachbarschaft sind das Lebenselixier der jungen Kirchengemeinde. Die enge Verbindung zeigt schon der Turm, der näher dort als bei seiner Kirche steht. Das altehrwürdige Dorf Deisenhofen - in einer Schenkung an das Kloster Tegernsee im Jahr 1068 zum ersten Mal erwähnt - bekommt erst so spät eine eigene Kirche! Der Grund? Konkurrenz in der Nachbarschaft. Die romanische Wehrkirche Oberhaching fungierte bereits seit etwa 750 nach Christus als Seelsorgemittelpunkt der gesamten Gegend. Erst unter der Ägide ihres ersten Pfarrers machten sich die Deisenhofener selbstständig.
Zurückhaltende Ausstattung
Zunächst war nur ein Zelt, dem Zirkus abgeschaut. Als Übergangslösung, bis 1966 der Grundstein der Kirche gelegt werden konnte. Der Raum ist licht und hell, getragen von 12 schlanken Pfeilern. Naturstein, weiß und helles Grau. Nichts ist überladen, sogar die Farben der Wandgemälde nehmen sich zurück.
Die fünf Glocken im Turm wurden 1973 in Heidelberg gegossen in der Nachfolge des berühmten deutschen Glockengießers der Nachkriegszeit, Friedrich Wilhelm Schilling. Übrigens! Pfarrer Sanftl hat in Deisenhofen nicht nur seine Kirche erkämpft, sondern fungierte gleich auch als ihr Namenspatron Batholomäus.