Zwölfuhrläuten Dietramszell in Oberbayern
In der stillen, von dunklen Wäldern und satten Wiesen geprägten Voralpenlandschaft nördlich von Bad Tölz liegt Dietramszell. Um 1102 gründete der Tegernseer Mönch Dietram an der Eglingerfurt eine Zelle, die 1165 wegen Wassermangel an neuer Stelle als Kloster mit einer Martinskirche errichtet wurde. So entstand das Augustinerchorherrenstift.
Obwohl das Benediktinerkloster Tegernsee Grundbesitz schenkte, blieb Dietramszell eher stets bescheiden. Diese Tatsache hinderte die Chorherren aber nicht am Bau einer der ansehnlichsten Kirchen Oberbayerns im 18. Jahrhundert, einem Glanzstück von Barock und Rokoko.
Hofstuckateurmeister und Maler Johann Baptist Zimmermann
Die 1748 konsekrierte Stiftskirche präsentiert sich als Wandpfeileranlage mit Emporenumgängen. Den eigentlichen Schatz bildet die Ausstattung. Die Architektur ermöglicht mit großen Fenstern und weißen Wandpfeilern eine Helligkeit, die die formvollendeten, farbenfrohen Fresken und eleganten Stuckaturen vom Münchner Hofstuckateurmeister und Maler Johann Baptist Zimmermann bestens zur Geltung bringt. Das Hauptfresko zeigt die Vision des Hl. Augustinus, das Fresko vor dem Chorbogen die Gründung des Klosters durch Mönch Dietram.
1766 brannte die Ökonomie ab und der Franzosenkrieg forderte seinen Tribut. 1803 hob der Staat das Kloster auf, der Stiftskirche drohte der Abbruch. 1830 übernahmen zum Glück Salesianerinnen die Anlage, widmeten sich Bildung und Erziehung. Noch heute nutzt eine Schule Teile der Gebäude.
Zwei Glocken noch aus Chorherren-Zeit
Im Kuppelturm schwingen vier Glocken in H-e-gis und h. Zwei davon läuteten noch für die Chorherren, sie wurden 1679 von Johann Melchior Ernst und 1754 von Anton Benedikt Ernst in München gegossen. Ein Glücksfall, dass diese Glocken alle Kriegswirren und die Säkularisation überstanden und so klangvoll Zeugnis einer vergangenen klösterlichen Zeit und Kultur geben.