Zwölfuhrläuten Haiming in Oberbayern
Am tiefsten Punkt von Oberbayern hat die Haiminger Pfarrkirche St. Stephanus seit über einem halben Jahrtausend ihren Platz. Ohne schwere Blessuren ist sie durch die Zeiten gekommen. Weder Unwetter noch Kriege konnten ihr etwas anhaben.
So schützte sie beispielsweise ein Hochwasser des Inns vor dem Einfall der Schweden im 30jährigen Krieg. Nicht einmal die regelmäßigen "Modernisierungen", die ihr Inneres aus der Gotik ins Barock und wieder zurück in die Gotik wandelten, haben ihren Charakter verändert.
Patron des Passauer Doms
Selbstbewusst steht der Tuffsteinbau da - umgeben vom Friedhof im Herzen des Orts in der Nachbarschaft von Wirt, Schule, Rat- und Feuerwehrhaus. Der Turm mit seiner Doppelspitze ist weithin sichtbar im flachen Land zwischen Inn und Salzach.
Als einzige Pfarrei im Landkreis Altötting war Haiming nie Grenzgängerin, gehörte nie zum Erzbistum Salzburg. Seit ältester Zeit sind die Haiminger Passauer Diözesanen. Darum wurde Stephanus, der Patron des Passauer Doms, auch der Patron der Kirche von Haiming.
Zweistöckige gotische Holzempore
Ein schweres eisenbeschlagenes Portal, das nur mit einer klugen Flaschenzugkonstruktion bewegt werden kann, führt in die Kirche zu einer kunsthistorischen Rarität: einer zweistöckigen gotischen Holzempore mit rot-grünen Rautenmustern und Ornamenten, getragen von zwei Eichensäulen.
Von den vier Glocken der Pfarrkirche fand nur das Totenglöckchen aus dem 14. Jahrhundert in den Waffenschmieden des zweiten Weltkriegs keine Verwendung. Noch vor seiner Verladung am Bahnhof Burghausen wurde es den Haimingern zurückgegeben. Seit 1950 hängen wieder vier Glocken im Turm von St. Stephanus. Eine davon ist dem Kirchenpatron geweiht.