Zwölfuhrläuten Happing in Oberbayern
Vor dem Herrn sind, wie es im zweiten Petrusbrief heißt, tausend Jahre wie ein Tag. Für ein oberbayerisches Dorf aber ist so ein Jubiläum durchaus nicht alltäglich. Gut, dass für Happing der Beleg dafür noch rechtzeitig ans Licht kam.
Das 1967 der Stadt Rosenheim eingegliederte, heute knapp 500 Einwohner zählende Dorf scheint also erstmals 1017 urkundlich auf - im Urbar des Klosters Tegernsee und unter dem Namen Happingen.
Luftig schwingender Spätrokokoaltar
Die St. Martinskirche auf ihrem kleinen Hügel in der Ortsmitte - nach dem Urteil des Kunsthistorikers Peter von Bomhard "das beste Beispiel einer Landkirche des 17. Jahrhunderts im Landkreis" - wurde um 1678 zu Teilen auf den spätgotischen Mauern des Vorgängerbaus von dem Hausstätter Baumeister Hans Mayr errichtet.
Den Besucher nimmt der freundliche, vierjochige Saalraum spontan für sich ein. Besonders der luftige schwingende Spätrokokoaltar von Josef Götsch - ein Name, den Kunstfreunde auch von seinen, an Ignatz Günther geschulten Arbeiten für Rott am Inn kennen.
Besonders eindrucksvoll die thronende frühbarocke Muttergottes mit Kind im Strahlenkranz, geschnitzt von dem Wasserburger Bildhauer Jakob Laur, die allerdings erst 1955 aus Zaisering nach Happing kam und das etwas unpassende bei der Umgestaltung 1845 eingefügte Nazarenerbild ersetzte. Von den beiden Nazarenerbildern auf den Seitenaltären der Happinger St. Martinskirche sollte man sich nicht täuschen lassen, sind sie doch hundert Jahre älter als der Hochaltar. Auch Kanzel, Chorbogenkruzifix, Emporegestühl- und Brüstung mit den neun frühbarocken Gemälden gehören zum Erstbestand.
Unter dem Zwiebelturmhelm läuten drei 1951 in Erding gegossene Glocken.