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Zwölfuhrläuten Ingolstadt in Oberbayern

Ihre Mauern ruhen auf Pfählen! Nein, nicht in Venedig, sondern im Herzen von Ingolstadt: St. Matthäus, die älteste evangelische Stadtkirche in Altbayern.

Von: Susanne Zimmer

Stand: 25.09.2016 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Ingolstadt in Oberbayern

Im Zentrum der Gegenreformation war der Bau dieser Kirche 1848 eine Herausforderung für den Geist der Toleranz.

Liberale Obrigkeit

Seit Protestanten in Ingolstadt lebten - die ersten waren Soldaten aus dem Fränkischen - hat es ihnen allerdings an geistlichem Beistand nie gefehlt. Katholische Pfarrer feierten sogar überkonfessionelle Gottesdienste. Auch, dass ein katholischer Architekt zu Werke ging, wurde von der liberalen Obrigkeit toleriert. Die typisch evangelischen Emporen, "hams eam aba neidruckt", weiß ein Kenner der Geschichte. Sie sind bis heute zum Teil erhalten. Für die Pfeiler und Deckenkonstruktion nahm man Holz, und am Ende reichte es auch noch zu einem vergoldeten Turmknauf, eine in den Augen der Regierung "ganz unnöthige Zutat".
1960 verbannte der Münchner Architekt Olaf Andreas Gulbransson die neugotische Innenausstattung aus dem Kirchenschiff. Die Atmosphäre heute: hell, schlicht, heiter.

Tradition des Miteinanders

Die Geschichte der drei Glocken liegt im Dunkeln. Man kennt nur ihre Namen: Buße, Verheißung und Dank. Seit 1922 hängen sie im Turm von St. Matthäus. Zwei Türme waren ursprünglich geplant, nur für einen reichte das Budget.
Seinen Namen erhielt das Gotteshaus übrigens erst mit den evangelischen Kirchenneugründungen in der Stadt. Aus der Schar der Evangelisten war dann als Namenspatron nur noch einer frei: Matthäus eben. Die Tradition des Miteinanders in St. Matthäus lebt auch heute. Der Posaunenchor der Mennoniten, der Cellist Alexander Suleiman mit palästinensischen Wurzeln oder die Skat- und Schafkopfrunden - sie alle sind willkommen. Es ist halt Matthäus, meint Pfarrer Christian Bernath voller Stolz.


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