Zwölfuhrläuten Marquartstein in Oberbayern
Der kurbayerische Landschreiber Michael Wening berichtet 1701 von Marquartstein, dass "sonst hiesiger Ort gut und gesunden Lufts" sei. Das gilt heute noch für die Chiemgauer Gemeinde zu Füßen des 1744 Meter hohen Hochgern im Tal der Tiroler Achen. 1938 bekamen die Bewohner, die bisher zu Unterwössen oder Grassau gehörten, die politische Selbstständigkeit.
Die Pfarrkirche Heilig Blut ist ein Neubau aus den Jahren 1935/36, gebaut von dem einfühlsamen Münchner Architekten Georg Berlinger, weil die Kapelle der Marquartsteiner Burg hoch über dem wachsenden Ort zu klein geworden war. Berlinger verwendete einheimisches Baumaterial, so etwa das warme Lärchenholz für Decke und Einrichtung. Die großflächigen Wandfresken des Kirchenschiffes mit einer Darstellung der 12 Glaubensartikel lassen den Gemeinderaum dunkler wirken als den hell strahlenden Altarraum mit seiner Kreuzigungsgruppe, die Bezug nimmt zum Patrozinium.
"Richard-Strauss-Hochzeitsglocke"
Im spitzen, schindelgedeckten Turm läuten vier Glocken in fis a h cis. Die drei größeren - aus Gussstahl - goss man 1948, während die kleine - klangschön in Bronze - noch aus dem Jahr 1844 stammt. Sie läutete bis 1936 in der Burgkirche St. Veit. Unter dem Klang dieser Glocke fand am 10. September 1894 eine denkwürdige Hochzeit statt: Der bekannte Komponist Richard Strauss heiratete die Tochter des Generals de Ahna, der in Marquartstein ein Landhaus besaß.
Als man in den 1930er Jahren die neue Pfarrkirche am Talboden erbaute, kam die "Richard-Strauss-Hochzeitsglocke" der Burgkirche herunter in den Turm der neuen Pfarrkirche. Für die alte Kirche schufen Franz Schilling & Söhne in Apolda 1936 ein neues Glöcklein mit der Inschrift: "Zur neuen Kirche zogen die alten – jetzt tun des Amtes wir hier walten".