Zwölfuhrläuten Miesbach in Oberbayern
Mit etwa 11.500 Einwohnern ist Miesbach zwar die kleinste Kreisstadt in Oberbayern, kann aber mit einer geschätzten Wohnlage in einem landschaftlich überaus reizvollen Landkreis aufwarten. Der Ort gehörte einst zur Herrschaft Waldeck und war seit Mitte des 16. Jahrhunderts – unter Wolf Dietrich von Maxlrain – ein Zentrum der Evangelischen, wenn auch nicht dauerhaft.
Schon 1584 folgte die Rekatholisierung der Bevölkerung. Ausdruck des wieder erstarkten katholischen Selbstverständnisses war die später entstandene Wallfahrt zum Gnadenaltar in der Stadtpfarrkirche mit der Maria Dolorosa.
Historisierender Stil mit Jugendstil-Elementen
Eine evangelische Gemeinde konnte sich erst wieder ab Mitte des 19. Jahrhunderts bilden, die zweitälteste des Landkreises. Zur Gemeinde gehören heute etwa 2400 evangelische Christen, sie leben zwischen Irschenberg, Weyarn und Hausham. Zentrum ist die Apostelkirche in Miesbach, 1908-1911 von Karl Schenkel im historisierenden Stil mit Jugendstil-Elementen erbaut. Ein schlanker Spitzgiebelturm mit Hahn – statt eines Kreuzes – erinnert an das Verleugnen des Apostels Petrus und ist auch Hinweis, dass hier ein evangelisches Gotteshaus steht.
Bedeutende Glocken
Hinter den dreifachen Schallfenstern läuten drei Glocken. Die beiden größeren sind nicht nur wegen Alter und Gussjahr – 1609 und 1614 – bedeutsam, sondern auch wegen ihrer Herkunft: Bis 1942 läuteten sie in den schlesischen Orten Pontwitz und Krummendorf. Nach dem Krieg fanden sie in Miesbach eine neue Heimat.
Im Inneren des mit einer warmen Holzdecke und gewölbter Apsis gestalteten Kirchenraums sind – neben einer zeitgenössischen Altargestaltung – die Glasfenster mit dem Leben Jesu sehenswert. Ein besonders Fest in jüngster Zeit – das gemeinsam mit der katholischen Schwestergemeinde gefeiert wurde – war die Einweihung des erweiterten Gemeindehauses.