Zwölfuhrläuten München-Perlach in Oberbayern
Ein Dorf mitten in München, mit Kircherl und Wirtshaus natürlich! Die Glocken von St. Paulus in Perlach, der ältesten noch erhaltenen protestantischen Kirche der Stadt, begleiten eine wechselvolle Geschichte des kleinen Gotteshauses.
Sie erzählen vom zähen Ringen der ersten protestantischen Zuwanderer vor 200 Jahren aus der Pfalz um einen eigenen Betsaal, ein Vikariat. Beschreiben den mühsamen Weg vom namenlosen Kircherl zur stolzen St. Paulus Kirche und blicken zurück auf die eigene Geschichte, deren Anfänge um 1816 liegen.
Perlacher finanzierten ihre Kirche selbst
Die ersten Kirchgänge der evangelischen Christen in Perlach waren beschwerlich. Sie konnten die evangelischen Gottesdienste in der Residenz nur zu Fuß erreichen. Zudem war jeder Kirchgang aufgrund der Entfernung mit einem kostenträchtigen Wirtshausbesuch verbunden. Von der Obrigkeit nicht gern gesehene, teilweise dann wieder verbotene Hausgottesdienste – auch keine echte Alternative. Sogar die Sammlungen für einen Kirchenbau scheiterten am wiederholten Veto der königlichen Regierung. Allerdings, selbst überregionale Medien standen auf der Seite der Perlacher. Im Mai 1846 gestattete seine Majestät, König Ludwig I. eine reichsweite Sammlung und es gelang, den Bau einer kleinen Kirche zu finanzieren.
Werk eines Stararchitekten
Kein geringerer als Georg Friedrich Ziebland, bekennender Protestant und einer der Stararchitekten seiner Zeit machte sich ans Werk. Entstanden ist ein Kirchenraum, der durch seine Schlichtheit bis heute überzeugt und übrigens erst zum 75-jährigen Kirchenjubiläum, 1924, seinen Namen St. Paulus erhielt. Zwei Glocken hängen im schmalen Turm. Nach den Kriegswirren kehrten beide wieder auf den Turm zurück. Mit gutem Grund wird die kleinere auch "die Friedensglocke" genannt.