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Zwölfuhrläuten Murnau in Oberbayern

Auf den ersten Blick scheint der weit sichtbar über dem 1322 von Ludwig dem Bayern zum Markt erhobenen Ort stehende Rechteckbau eine Kirche wie viele zu sein. Der geschweifte Westgiebel und der Zwiebelhaubenturm fallen zwar auf, verraten aber noch nichts von der Überraschung, die den Besucher im Inneren erwartet.

Von: Georg Impler

Stand: 06.12.2015 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Murnau in Oberbayern

Zuerst steigt das gewaltige, von Waldemar Kolmsperger gemalte Jüngste Gericht auf, das den Hauptraum himmelwärts zu öffnen scheint. Dabei handelt es sich erstaunlicherweise um eine Flachkuppel, getragen von achteckig angeordneten Rundbogenarkaden.

Baumeister nicht bekannt

Auch der Chor auf kreuzförmigem Grundriss und das fantastische Licht sind Kennzeichen dieser erhabenen Architektur, die natürlich die Frage nach dem Baumeister in den Raum stellt. Kein Wunder, dass große Namen fallen: Von Johann Michael Fischer über Enrico Zucalli bis zum Architekten der Klosterkirche Maria Einsiedeln, Caspar Moosbrugger. Auch den Einfluss österreichischer Barockbaumeister wie Fischer von Erlach oder Lucas von Hildebrandt hat man erwogen. Jüngst sind zwei neue Namen in den Fokus gerückt, die Münchner Stadtbaumeister Johann Mayr und Johann Georg Ettenhofer. Doch Gewissheit gibt es nicht, die Baurechnungen sind durch Brände und Säkularisation verloren gegangen.

Nikolaus von Myra

Umso besser ist man über den Gießer der fünf Glocken informiert: Karl Czudnochowsky hat sie 1949 in Erding gegossen und zwar aus Euphon, einer Ersatzbronze aus Kupfer und Zink, die er wegen der damaligen Zinn-Not entwickelt hatte.
Den Kirchenpatron, Kinderfreund und Heiligen des heutigen Tages zeigt das Altarblatt von Johann Baptist Baader: Nikolaus von Myra, mit den drei goldenen Kugeln, der Mitgiftspende, die drei Jungfrauen vor der Prostitution bewahrten.


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