Zwölfuhrläuten Oberammergau in Oberbayern
Die sechs Glocken der Oberammergauer Kirche sind mit ihren Namen fast schon Programm. Die größte - und mit 2.160 Kilogramm schwerste - heißt nach den Kirchenpatronen St. Peter und Paul und huldigt Christus dem König.
Die nächst leichtere Glocke ehrt die Gottesmutter Maria und St. Lukas, den Patron der Künstler. Im Holzschnitzer-Dorf schier unerlässlich. Zwei weitere Glocken sind den Heiligen MichaeI und Joseph gewidmet und haben im Passionspielort als Patrone der Sterbenden eine Bedeutung. St. Florian schadet bei Feuersgefahr nie und die letzte, die kleinste Glocke erinnert mit ihrem Namen an den Wundertäter Gregor und an den Pestheiligen Rochus.
Passionsspielort
Das Pestjahr 1633 mit seinen 80 Opfern war schließlich der Anlass für das feierliche Gelöbnis der Oberammergauer, regelmäßig ein Passionsspiel aufzuführen, wenn sie vom "Schwarzen Tod" befreit würden. Und das tun sie nun – seit fast 400 Jahren. Im Zentrum des rechten Seitenaltares steht jenes Kreuz, vor dem der Überlieferung nach das Passionsgelübde abgelegt wurde.
"Who‘s Who" der barocken Künstler-Szene
Doch wer die Rokoko-Kirche betritt, ist erst einmal überwältigt von ihrer Pracht. Kein Wunder, haben doch hier nur absolute Meister des Fachs Hand angelegt.
Baumeister war der geniale Josef Schmuzer aus Wessobrunn, der mit seinem Sohn auch den üppigen Stuck mit seinen Blatt-und Blütengirlanden auf zartrosa Grund schuf. Für die großen Fresken mit dem Martyrium der Kirchenpatrone Peter und Paul und das Hochaltarbild war der nicht minder geniale Matthäus Günther zuständig. Die Emporen gestaltete der einheimische Lüftlmaler Franz Seraph Zwinck, der auch einige der Häuser im Ort mit Fassadenfresken schmückte. Einen Großteil der Altarfiguren schnitzte der Weilheimer Bildhauer Franz Xaver Schmädl. Ein wahres "Who‘s Who" der barocken Künstler-Szene in Bayern.
Wer sich die Kirche anschauen will, der sollte viel Zeit mitbringen.