Zwölfuhrläuten Oberaudorf in Oberbayern
Der um die 5.200 Einwohner zählende Luftkurort Oberaudorf, nahe der Tiroler Grenze, ist heute ein blühendes Gemeinwesen und ein attraktives Touristenziel. Dazu tragen die idyllische Lage im oberbayerischen Inntal, das Panorama von Kaisergebirge, Wildbarren, Brünnstein und Kranzhorn wie auch die guten Wirtshäuser ihr gerüttelt Maß bei.
Dass sich aber nur vier Jahre nach Kriegsende die damals noch gar nicht wohlhabenden Oberaudorfer bei Czudnochowsky ein fünfstimmiges Geläut bestellt haben, zeigt, wie wichtig ihnen auch ihre Kirche war und ist. Die Grundglocke der umfangreichen Lieferung aus der Gießerei in Erding ist nur eine gute Oktav höher gestimmt als die 24 Tonnen schwere Petersglocke im Kölner Dom! Wer ko, der ko!
Holzkirche im 8. Jh.
Von bronzezeitlichen Funden abgesehen, für die es natürlich keine schriftlichen Zeugnisse geben kann, beginnt die Oberaudorfer Ortsgeschichte mit einer Freisinger Urkunde aus dem achten Jahrhundert. Die dort dem Bischof Hatto übereignete Holzkirche und ein folgender romanischer Bau wurden Ende des 15. Jahrhunderts von einem spätgotischen Neubau abgelöst, der zu den größten Gotteshäusern weitum zählte.
Heller, glanzvoller Raumcharakter
Doch auch die tiefsten Täler und idyllischsten Winkel Bayerns waren und sind vor den wechselnden Verhängnissen nicht gefeit: in den letzten 500 Jahren wurde die Oberaudorfer Pfarrkirche fünfmal beschädigt oder fast zerstört. Durch Blitzschlag, Erdbeben, kaiserliche Soldaten und Pandurenwut, Teuerung und Brand. Immer wieder im Stil der jeweiligen Zeit erneuert oder umgestaltet, erhielt sie den hellen, ja glanzvollen Raumcharakter, der seit den jüngsten Renovierungen wieder voll zum Ausdruck kommt. Der Raum wird beherrscht von dem reichen Hochaltaraufbau um Opferstätte, Tabernakel und Gnadenbild der Madonna.