Zwölfuhrläuten Prutting in Oberbayern
Im 1. Jahrhundert nach Christus schufen die Römer in der Nähe des heutigen Rosenheim einen Flussübergang mit einer Grenzstation und einem Militärlager. So entstand eine wichtige Verbindung zwischen den Provinzen Raetien und Noricum und eine Kreuzung zwischen Ost-West und Nord-Süd.
Der Weihestein, der 312 in der Nähe von "pons aeni" – zu deutsch "Innbrücke" – aufgestellt wurde und sich heute in der Vorhalle der Pfarrkirche von Prutting befindet, erinnert an diese Grenzstation und an den Sieg Aurelius Senecios über die Germanen. Auch das "Mösl", der Dorfweiher, in dem sich das Gotteshaus widerspiegelt, ist ein Relikt aus der Römerzeit. Der Weiher wurde damals künstlich angelegt, um die Pferde zu versorgen.
Zahlreiche Um- und Ausbauten
Das Kirchengebäude selbst reicht zurück bis in die Spätgotik. Im 17. und 18. Jahrhundert folgten Umbauten und eine Barockisierung. Im 19. Jahrhundert verlängerte man die Kirche nach Westen, im Norden entstand ein zweites Seitenschiff und das Innere wurde im Stil der Münchner Ludwigskirche modernisiert. Ab 1914 wurde der Raum im Stil des Rokoko abermals überarbeitet und erhielt entsprechenden Stuck und Deckenfresken. 1926 folgte die Neugestaltung des Hochaltars unter Einbeziehung originaler Rokoko-Figuren, vor allem von Joseph Götsch.
Altehrwürdige Glocken
Im stattlichen Turm, der von einer achteckigen Glockenstube mit Zwiebelkuppeln und Laternen bekrönt wird, läuten fünf Glocken. Zwei davon stammen vom Münchner Gießer Wolfgang Steger dem Jüngeren, dem Schöpfer des berühmten Renaissancegeläutes im Freisinger Dom. Der Meister goss die Glocken 1553. Die zweitgrößte schuf Martin Frey, ebenfalls in München anno 1600 – während die große und kleine Glocke in der Gießerei Karl Czudnochowsky in Erding 1968 und 1956 entstanden sind.