Zwölfuhrläuten Ranoldsberg in Oberbayern
Ranoldsberg, das im letzten Jahr sein 900-jähriges Bestehen feiern konnte, ist ein Dorf in einer vom bäuerlichen Fleiß geprägten Landschaft mit Äckern, Wiesen und kleinen Wäldern. Es liegt knapp 500 Meter hoch in der hügeligen, vom Tourismus unberührten Gegend zwischen Dorfen und Neumarkt-St. Veit im Landkreis Mühldorf.
Wer das Glück hat, an einem föhnigen Tag anzukommen, wird die Fahrt über die Anhöhen genießen und überrascht sein, wie nah die Alpen heranrücken können.
Barocke Neugestaltung
Die weithin sichtbare Wallfahrtskirche zu Mariä Himmelfahrt prägt die Örtlichkeit. In einer Urkunde vom 1. März 1383 wird sie zum ersten Mal genannt als "vnserer frawn in Ränolczperg". Vom spätgotischen Bau des 15. Jahrhunderts und seinen Vorgängern gibt es keine Nachrichten. Im Barock erfolgte eine Neugestaltung mit Stuckierung, neuen Gemälden und Einrichtungsgegenständen. Der Turm erhielt einen schönen Rokokoabschluss.
Die einst blühende Wallfahrt zum Gnadenbild der Schönen Madonna von Ranoldsberg, eine Schnitzfigur des Meisters von Seeon um 1435, ermöglichte im Laufe der Geschichte immer wieder zum Teil aufwändige Erneuerungen. So manches fiel der Neugotik des 19. Jahrhunderts zum Opfer.
Drei barocke Glocken
Nicht so das Geläut: Denn die drei größeren Glocken, in München gegossen, sind letzte Zeugnisse der barocken Zeit. Die Große schuf 1709 Johann Matthias Langenegger, die beiden Mittleren 1613 Bartholomäus Wengle. Nur die Kleine kam erst 1931 hinzu. Glücklicherweise überstanden die Glocken die Zwangsablieferung im 2. Weltkrieg, wo sie zum Einschmelzen nach Hamburg gebracht wurden. Von dort kehrten sie nach dem Krieg zurück an ihren angestammten Platz, wo sie noch heute die vertrauten Glockentöne dis fis gis und h hinaus in Dorf und Flur schicken.