Zwölfuhrläuten Riegsee in Oberbayern
Das sagenumwobene, landschaftliche reizvolle Blaue Land im südlichen Oberbayern ist auch das Land der vielen kleinen Seen. Und so hat auch der Ort Riegsee einen: den gleichnamigen Toteis-See aus der Würmeiszeit, dessen Becken vom Isar-Loisach-Gletscher geformt wurde.
Dort, mit Blick Richtung Zugspitze, gefällt es den Menschen schon seit der Bronzezeit, wie zahlreiche Funde belegen. Erstmals urkundlich erwähnt wird Riegsee im Jahr 1150. Aus der Zeit stammen auch die Reste eines altromanischen Vorgängerbaus der St. Stephan-Kirche.
Barocker Saalbau
Das heutige Gotteshaus wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut und später 1740 barockisiert. Am Saalbau ist südlich der Kirchturm mit Wetterhahn und das Mansarddach angeschlossen.
Am Bild des Hochaltars wird der Kirchenpatron Stephanus von der wütenden Menge zu Tode gesteinigt. Auf die Knie gesunken, die Arme weit ausgebreitet, zeigt sein Gesicht trotz der Marter keine schmerzverzerrte Mimik, eher nachsichtiges Bedauern. "Herr, rechne ihnen die Sünde nicht an!", steht dazu in der Apostelgeschichte geschrieben.
Das 1792 entstandene Deckengemälde erschuf der Münchner Franz Kirzinger. An der Emporenbrüstung hat der Tölzer Adam Anton Fett den Erlöser mit seinen 12 Aposteln verewigt.
Hl. Generosus aus Rom im gläsernen Schrein
Ein bizarres Moment in der Riegseer Kirche ist, wenn man so will, ein "zweiter" Kirchenheiliger: 1749 wurde aus der römischen Calixtus-Katakombe die Ganzkörperreliquie des Hl. Generosus geborgen, ein Riegseer Bauernsohn brachte sie, mit Echtheitsurkunde versehen, ein Jahr später ins Oberland. Ob nun Heiliger und Märtyrer oder nicht, darüber streiten Experten nach wie vor. Sicher scheint: für die Riegseer Ministranten ist es wohl jedesmal aufregend, direkt unter dem gläsernen Generosus-Schrein an der rechten Chorwand als Meßdiener Platz zu nehmen.