Zwölfuhrläuten Rosenheim in Oberbayern
Nach der Reformationszeit dauerte es bis ins frühe 19. Jahrhundert, ehe sich vereinzelt Protestanten in Rosenheim niederließen. Der erste Hinweis auf einen "in Rosenheim in Arbeit stehenden Handwerksburschen Jakob Strauß" findet sich im Communions-Anzeiger des Pfarrers von Großkarolinenfeld – Elias Merckle – aus dem Jahr 1806.
Mit der Errichtung der Saline 1810 kamen weitere Protestanten. Erst durch den Bau der Eisenbahn änderte sich die Situation mit dem Zuzug von Beamten und Handwerkern nachhaltig. 1857 lebten in Rosenheim schon fast 100 Gemeindemitglieder.
Umzug vom Wohnzimmer in die Kirche
Erste Gottesdienste fanden 1855 im Wohnzimmer des Schneidermeisters Klepper statt. Im folgenden Jahr baten die Gläubigen um die Errichtung eines Bethauses. 1881 wurde Rosenheim Filialgemeinde von München. Nach dem Kauf eines Bauplatzes erfolgte die Gründung eines Kirchenbauvereins und 1885 legte man den Grundstein für die neue Kirche. Am 3. Oktober 1886 wurde das Gotteshaus feierlich eingeweiht. Damit ist die Kirche eine der ältesten evangelischen Kirchen in Oberbayern.
Ungewöhnliche Sichtziegelarchitektur
Die Pläne für das repräsentative Bauwerk stammen von August Hartel aus Leipzig, der die Formen der norddeutschen Backsteingotik wählte. Während das Äußere mit seiner für Oberbayern ungewöhnlichen Sichtziegelarchitektur die Blicke auf sich zieht, ist das Innere hell und zeitgenössisch gestaltet.
Die Einrichtung mit Altar, Kanzel und Taufstein entstand 1965, zum 125. Jubiläum 2011 erhielt der Kirchenraum durch Angela Mayer-Spannagel abermals neue Akzente.
Das dreistimmige Geläut schwingt in einem schlanken Backsteinturm – der fast schon zu einem der Wahrzeichen Rosenheims geworden ist. Denn wenn die "Rosenheim Cops" im Fernsehen ermitteln, ist oft ein Kameraschwenk über die Stadt und hinüber zur Erlöserkirche inklusive.