Zwölfuhrläuten Schongau in Oberbayern
Am Westufer des Lechs, im Pfaffenwinkel, liegt Schongau. Die gut erhaltene Altstadt wurde im 13. Jahrhundert auf einem ovalen Hügel angelegt, der in Kriegszeiten gut zu verteidigen war. Geschützt hat die Schongauer früher auch die bis heute fast komplett erhaltene Stadtmauer.
Doch bereits den Römern, wie archäologische Funde zeigen, hat es nahe der heutigen Sprachgrenze, wo der Lechrainer Dialekt Bayern und Schwaben etwas trennt, wohl gefallen.
Gebets-Wanderschaften
Die Anfänge eines organisierten evangelischen Gemeindelebens in Schongau reichen hingegen erst auf das Jahr 1894 zurück. Bis dahin fuhren die Protestanten zum Gebet meist in die Kaufbeurer Dreifaltigkeitskirche, später stand dafür zeitweise auch der Schongauer Ballenhaussaal als Option bereit. Diese Wanderschaften fanden 1914 mit dem Baubeginn einer eigenen Kirche ein gutes Ende, am Pfingstmontag 1916 wurde die von Bezirksbaumeister Adam Stuhlfaut im neuromanischen Stil entworfene Evangelische Kirche Schongau eingeweiht. Erst 1977 benannte man sie nach dem Flurstück, auf dem sie steht, in Dreifaltigkeitskirche um.
Original Kanzel, moderne Prinzipalien
Im Innenraum ist über die Jahrzehnte immer wieder modifiziert worden. Die drei Kirchenfenster hinter dem Altar sind das Werk von Hubert Distler, der 1961 die originalen, im letzten Krieg zerstörten Vorgänger ersetzte. Die Glasfenster zeigen Geburt und Passion Christi sowie das Pfingstfest. Die Kanzel aus Eichenholz ist noch Originalausstattung, der Löwe als Stützpfeiler, das ursprüngliche Kreuzigungsbild und der originale Taufstein wurden 2021 nach der letzten Renovierung wieder in die Kirche gebracht. Verwendet werden aber die Prinzipalien der Münchner Künstlerin Sabine Straub, sie hat Lesepult, Altar und Taufstein im modernen Zeitgeist schlicht wie elegant gestaltet.
Auf dem Turmdach bewacht seit 1977 ein kupferner Hahn drei Glocken, die auch heute in cis, fis und a beeindruckend zu hören sind.