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Zwölfuhrläuten Schongau in Oberbayern

Egal, ob man für sogenannte Betonkirchen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Sympathie hegt oder nicht - eins ist unbestritten: alle Sakralbauten aus dem zutiefst künstlichen Material üben eine Faszination aus, der man sich schwer entziehen kann.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 13.10.2024 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Schongau in Oberbayern

Ein klassisches Kind dieser Zeit ist die Stadtpfarrkirche Verklärung Christi im Westen von Schongau im Pfaffenwinkel. Nach 1945 wuchs dort die Zahl der Einwohner stetig an, knapp 20 Jahre später stieß die Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt an Kapazitätsgrenzen.

Sitzbänke halbrund angeordnet

Der für moderne Kirchen bekannte Münchner Architekt Friedrich Haindl bekam den Zuschlag zur Planung des zweiten Gotteshauses. Grundstein gelegt wurde Mitte 1966, das Folgejahr galt dem Innenausbau, im März 1968 konnte der Augsburger Bischof Stimpfle die neue Kirche weihen.

Architekt Haindl ging nach bewährtem Konzept vor: im konisch sich zum Altar hin verjüngenden Kirchenraum sind die Sitzbänke halbkreisförmig um den Altar angeordnet. Das vermittelt Nähe wie Gemeinschaft der Gläubigen untereinander. Durch gebündelte Fenster wirkt der zeltähnliche Raum in sich geschlossen, der Lichteinfall macht ihn tagsüber unterschiedlich hell.

Henselmann-Kunstwerke

Die Handschrift des Objektkünstlers Josef Henselmann ziert das sakrale Interieur, darunter Altar, Tabernakel, Ambo, Apostelleuchter, Taufsteindeckel sowie eine Madonna mit Kind an der linken Seitenwand. Hinter dem Altar zeigt ein farbiges Triptychon der Errettung neun göttliche Rettungen, darunter Isaak von der Opferung, Noah aus der Sintflut oder Daniel aus der Löwengrube. Über dem Altar zieht eine große Holz-Bildscheibe mit der Verklärung Christi alle Blicke auf sich.

Wie bei vielen Betonkirchen steht auch der Schongauer Campanile separat. Er läuft 48 Meter extrem spitz zu, daher hängen die fünf Perner-Bronzeglocken untereinander im Turm. Die kleine, 200 Kilo schwere Hedwigsglocke erinnert an alle Heimatvertriebenen.


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