Zwölfuhrläuten Seehausen am Staffelsee in Oberbayern
Die Geschichte der Seehauser Pfarrkirche St. Michael ist ohne die Insel Wörth im Staffelsee nicht denkbar. Gab es doch vom 8. bis zum 11. Jahrhundert auf der Wörth ein Inselkloster, dessen Kirche diente den Menschen vom Dorf bis ins späte 18. Jahrhundert als Gotteshaus, das nur per Boot oder später auch über einen Holzsteg zur Insel zu erreichen war. Kein leichter Kirchgang über Jahrhunderte mit Sturm, Schnee und Eis.
In Seehausen selbst gab es keine Kirche - noch nicht. Erst nachdem 1773 der Bischof von Augsburg sowie Kurfürst Maximilian dem für die Gegend zuständigen Kloster Ettal das Plazet für eine Dorfkirche abgerungen hatten, wurde 1774 der Neubau in Angriff genommen. Als Geldgeber fungierte der gebürtige Seehauser Matthäus Rieger, ein Verleger und Buchhändler in Augsburg. Die Vollendung seines Lebenswerks hat der Mäzen nicht miterlebt, er starb im Frühjahr 1775.
Elemente ehemaliger Inselkirche verwendet
Vom Bauende 1776 bis zur Einweihung 1782 vergingen weitere sechs Jahre. Wie die Mauersteine stammen weite Teile der Kirchenausstattung von der damals abgetragenen Inselkirche, etwa das barocke Gestühl, die Beichtstühle, die Figuren der Hl. Michael und Raphael vom barocken Hochaltar oder ein Altarblatt von 1674.
Die Deckengemälde von Johann Georg Kaiser bilden neutestamentliche Themen ab: die Anbetung Jesu durch die Weisen aus dem Morgenland, die Brotvermehrung, die Hochzeit zu Kana. Über dem Kirchenschiff dominiert die Kreuzigung Jesu den Blick nach oben. Beide Seitenaltäre sind jüngeren Datums als der Hochaltar. Der linke fasst unter anderem ein kleines Hinterglasbild der "Seehauser Muttergottes", der rechte eines des Hl. Josef.
Kleine Glocke von 1487
Die vier Bronzeglocken von Grassmayr aus Innsbruck hängen seit 2014 im Glockenstuhl, nachdem ein Nachkriegsquartett aus Stahl ersetzt wurde. Nur die kleinste - eine historische Bronzeglocke von 1487 - hat bislang alle Zeiten unbeschadet überdauert.