Zwölfuhrläuten Söllhuben in Oberbayern
Es war sein letzter Auftrag, der den berühmten Baumeister des Spätbarock, Johann Michael Fischer, in das kleine Dorf nahe Rosenheim gebracht hat. Und die Söllhubener sind bis heute glücklich über diese großzügige Entscheidung ihrer damaligen weltlichen Herrschaft, der Grafen von Hohenaschau.
Gilt doch ihre St. Rupert-Kirche als ein Juwel und eine der schönsten Landkirchen weit und breit. Eine, die schon von außen was her macht: Mit dem eleganten, grauen Schieferdach, der doppelstöckigen Sakristei und dem feschen, spitzbekrönten Haubendach steht sie selbstbewusst und weithin sichtbar über dem Dorf.
Fast wie barockes Theater
Die Großzügigkeit setzt sich im achteckigen, feinproportionierten Zentralraum fort. Vom Baumeister aus Burglengenfeld als ein Festsaal geplant, "der Himmel und Erde vereint", präsentiert er sich fast wie ein barockes Theater, in dem man – bei allem Respekt vor dem heiligen Ort - tanzen, singen, feiern möchte. Bemerkenswert auch die übergroßen Fenster, durch die viel Licht hereinkommt und den Raum strahlen lässt.
Figur des Servatius zum Kirchenpatron Rupert umfunktioniert
Bei der Inneneinrichtung war den Söllhubenern seinerzeit das Geld ausgegangen, was den vorhandenen Stücken heute nur gut tut. Der wohl günstig erstandene frühbarocke Hochaltar aus der Streichenkirche bei Schleching ist wunderschön. Dass die Figur des Servatius zum Kirchenpatron Rupert umfunktioniert wurde, stört niemanden mehr. Aus dem frühen Rokoko stammen die herrlichen Heiligenfiguren an den Seitenaltären und letztes Relikt aus der Vorgängerkirche ist das Kirchengestühl. Man sitzt recht historisch, aber wenig bequem. Doch der Gedanke daran, dass es danach nur acht Stufen hinab und kerzengerade ins Wirtshaus geht, hat schon manchen kreuzlahmen Kirchgänger wieder aufgerichtet. Ja, so dicht nebeneinander beieinander werden in Söllhuben die Bedürfnisse von Leib und Seele gestillt.