Zwölfuhrläuten Wasserburg am Inn in Oberbayern
Bei Wasserburg weiß man nie so genau ob der Inn die Stadt mehr schützend umfängt oder eher zusammenzwängt. Vor Zeiten jedenfalls hat er sie durch Schifffahrt und Salzhandel wohlhabend gemacht und so begehrenswert, dass Bayernherzog Ludwig der Strenge 1247 "die Schöne" siebzehn Wochen belagerte, um sie wittelsbachisch zu machen.
Dies sei erwähnt, da sonst wenig bekannt ist aus der frühen Geschichte der ehemaligen Kreisstadt im oberbayerischen Landkreis Rosenheim. Wie unschwer zu erraten, leitet sich ihr Name von der wasserumflossenen Burganlage her, zu deren Füßen die Siedlung entstand.
Unverwechselbare Türme
Am besten ist von der Luft aus zu erkennen oder von der gegenüberliegenden Innleiten, dass die Altstadt zu etwa sieben Achteln vom Inn umschlungen wird. Dem Betrachter fallen besonders die beiden Kirchen auf: die Frauenkirche aus dem vierzehnten Jahrhundert und die Pfarrkirche St. Jakob. Unverwechselbar ihre Türme: Hoch, schlank und nadelspitz der eine, breit und mächtig der andere, der von St. Jakob. Mit seinen gotischen Lisenen und der grünspanfarbenen Haube birgt er ein prächtiges Geläute, dessen zwei älteste Glocken aus der Entstehungszeit der Kirche stammen.
Prominente Architekten
Das 1478 fertiggestellte Gotteshaus hat prominente Architekten: Hans von Burghausen, den Schöpfer des Landshuter Martinsmünsters, Hans Stethaimer, Stefan Krumenauer und den Wasserburger Meister Wolfgang Wieser, der mit seinem Turm ursprünglich wohl höher hinaus wollte.
Der Innenraum der Jakobskirche musste viele Veränderungen erfahren. Das riesige Wandbild aber, außen am Chorschluss, der so genannte "Lebensbaum", ist seit über einem halben Jahrtausend sehenswert geblieben, eine volkstümliche Darstellung des Heilsgeschehens mit dem Kreuzestod Christi im Zentrum.