Zwölfuhrläuten Wieskirche bei Steingaden in Oberbayern
"Im Jahre 1745 ist der Bau angefangen und 1749 vollendet worden; diesen hat Dominicus Zimmermann … übernommen. Hinter..(der Sakristey steht) der mit Kupfer eingedeckte Kirchthurm, in welch sich vier mittlere Gloggen befinden …"
Die vier "Gloggen" im Protokoll der Klosteraufhebungskommission von 1803 läuten heute noch. Der Mähr aber, der bayerische Staat habe die Wieskirche versteigern oder abreißen wollen, widersprechen die Fakten. Denn der zuständige Säkularisationskommissar schrieb nach München: "Solange die Wallfahrt existiert, und sie existiert… auf das lebhafteste, läßt sich deren Aufhebung als nicht rätlich befinden.!"
Tränen des gegeißelten Heilands
Wer heute das Weltkulturerbe besucht, wird schon von seiner einzigartigen Lage auf dem sanften Wiesenhügel vor den Trauchbergen in Bann gezogen. Wie kam solche Baukunst in diese Einöde? Es war der "Neuentsprossenen Gnadenblum auf der Wies" zu danken, den Tränen des gegeißelten Heilands. Die Kunde von dem Wunder hatte die Wallfahrt entstehen lassen.
Das Gnadenbild steht im Zentrum des Hochaltares und wird mit seinen Eisenketten und Henkersstricken, mit dem geschundenen Leib und dem Antlitz eines Aussätzigen zum reinen Widerspruch: derart "geringes Anschauen" und diese Rokokoherrlichkeit, solch naive Rohheit in derartigem Glanz. Und doch wäre all die jubilierende Pracht sinnlos ohne den Gemarterten da vorne. So ist er auch der Fluchtpunkt, auf den die gesamte Architektur Dominikus Zimmermanns zustrebt. An die zehntausend Fuhren Bauholz sollen dafür nötig gewesen sein, herangeführt von "wohlgemuthen Pauren" , wie es in einem Bericht an den Kurfürsten heißt.
Von den sieben Glocken des Turms bilden die vier um 1750 in Augsburg gegossenen Glocken ein zusammenhängendes Barockgeläut.