Zwölfuhrläuten Arzberg in Oberfranken
Tschechien ist nicht weit, und die Oberpfalz grenzt kurz vor Arzberg an den Bezirk Oberfranken. Die Stadt mit knapp 5.000 Einwohnern liegt etwa 13 Kilometer östlich der Kreisstadt Wunsiedel an der Bayerischen Porzellanstraße.
Doch egal, von woher man sich Arzberg nähert, die mächtige Kirchenburganlage aus dem 14./15. Jahrhundert zieht sofort alle Blicke auf sich. 1268 wurde die Kirche, deren Patronin Maria Magdalena als Schutzheilige des Bergbaus gilt, erstmal urkundlich erwähnt. 1632 steckten Truppen Wallensteins das spätgotische Gotteshaus in Brand. Dabei wurden auch die Glocken und das Kirchenarchiv ein Raub der Flammen. Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte im spätbarocken Stil nach Plänen von Johann Gottlieb Riedel ein nahezu kompletter Neubau der evangelischen Stadtpfarrkirche.
Besonderer Kanzelaltar
Dortiger Blickfang für Kirchenbesucher: der im Chor stehende, von zwei ionischen Säulen flankierte Kanzelaltar in reich gegliedertem Aufbau. Er wurde 1792 nachträglich aus einem Altar und einer Kanzel zusammengefügt.
200 Jahre später gelang bei einer neuerlichen Generalsanierung unter anderem, den Kirchenraum deutlich heller und freundlicher zu gestalten. Der wirkt auf Besucher einladend, das Auge erfreut sich an Farben und Einrichtung. Zweigeschossig umlaufende Emporen, die im Chorteil einst Herrschafts- und Honoratiorenlogen enthielten, ruhen auf Holzsäulen mit ionischen Kapitellen. An der Flachdecke zeigt ein Fresko Christi Himmelfahrt. Zwei Kronleuchter sind Kupferschmiedearbeiten aus der Zeit um 1900.
Altes Glockenquartett
Im 48 Meter hohen Kirchturm hängen vier Glocken, zwei von 1644, die große Glocke von 1735, die Gebetsglocke ist Jahrgang 1819. Drei Glocken mussten 1942 für Kriegszwecke abgegeben werden, man fand sie zum Glück nach Kriegsende in Hamburg wieder auf. An Kirchweih 1947 konnte das komplette Quartett alle Gläubigen zum Dankgottesdienst zusammenrufen.