Zwölfuhrläuten Grafenwöhr in der Oberpfalz
In Grafenwöhr, der gut 20 Kilometer westlich von Weiden gelegenen Stadt mit heute knapp 7.000 Einwohnern, wurde 1910 jener Truppenübungsplatz eröffnet, der seither die jüngere Geschichte des Ortes bestimmt.
In den 1930er Jahren hat man das Militärgelände auf fast 250 Quadratkilometer erweitert, 1945 wurde es von der US-Armee übernommen. Der Übungsplatz mit seinem Gefechtslärm war immer eine Belastung für die Bewohner, aber er ist auch für den wirtschaftlichen Aufstieg und die internationale Bekanntheit Grafenwöhrs verantwortlich. Zweisprachige Schilder prägen das Ortsbild und rund 2.700 Zivilangestellte arbeiten für die Amerikaner im Militärlager.
Großflächige Keramikkunst
Mit dem Bevölkerungszuwachs vermehrten sich auch die seelsorgerischen Aufgaben. So wurde 1963 am Stadtrand die "Friedenskirche" genannte, katholische Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit geweiht. In ihrem hoch aufragenden, Campanile ähnlichen Turm läuten sechs Glocken. Die Kirche beeindruckt mit ihrem gewaltigen Hallenraum und einem 114 qm großen Kunstwerk an der Ostwand: Glasierte Keramiktafeln von Roland Friederichsen zeigen Szenen des Neuen und Alten Testaments und lenken durch ihre Farbigkeit die Konzentration des nüchternen Raums auf den Altar.
Gelübde beim Hl. Sebastian
Die frühe Geschichte Grafenwöhrs ist weitgehend unbekannt. Der Ortsname bezieht sich auf einen "Wörth" und beschreibt die Lage der Siedlung auf einer Halbinsel. Im Spätmittelalter bestimmten die Landgrafen von Leuchtenberg die Geschicke des Orts, der - mehrfach verpfändet - 1422 an die kurpfälzischen Wittelsbacher fiel. Kaiser Karl IV. hatte Grafenwöhr schon 1361- also vor 650 Jahren - die Stadtrechte verliehen - ein Ereignis das heuer gefeiert wird.
Nach Pestepidemien legten die Grafenwöhrer 1731 das Gelübde ab, den hl. Sebastian immer am 20. Januar mit einem Kirchenzug zu ehren. Dies wird bis heute gehalten und mit dem Genuss von frischgebackenen Sebastianspfeilen abgeschlossen.