Zwölfuhrläuten Fuchsmühl in der Oberpfalz
Weithin sichtbar grüßt die Wallfahrtskirche Maria Hilf über das Oberpfälzer Stiftland. Doch wollen die beiden Türme, in denen drei Glocken läuten, nicht so recht zum imposanten Hauptschiff passen. Und tatsächlich: sie wurden zurechtgestutzt.
Weil Stürme immer wieder Schäden angerichtet hatten, trug man 1868 die barocken Zwiebelhauben ab. Dem Stolz der 2.000 Dorfbewohner tat dies keinen Abbruch. Mit Konzerten, Ausstellungen und einem eigens verfassten Laienspiel erinnern sie nun an den Ursprung der Wallfahrt vor genau 325 Jahren.
Ort der Licht-Erscheinungen
1688 baute der damalige Fuchsmühler Schlossherr eine Kapelle - an der Stelle mehrerer Licht-Erscheinungen. Das Gnadenbild hat man dem berühmten Mariahilf-Gemälde in Passau nachempfunden. Nicht nur seine Hoffnung auf bessere Geschäfte wurde erfüllt, sondern auch viele Gebetsanliegen – die Pilgerschar wuchs, bald musste eine größere Kapelle und dann - direkt darüber - die mächtige Kirche gebaut werden.
Holz verweigert
Bekannt wurde Fuchsmühl aber nicht nur durch die Wallfahrt. 1894 sorgte die "Fuchsmühler Holzschlacht" für Schlagzeilen. Der damalige Lehensherr verweigerte den Dorfbewohnern ihr altes Holzrecht. Und als sich nach einem jahrelangen Rechtsstreit fast 200 Männer, Frauen und Kinder im kalten Winter mit Brennstoff versorgen wollten, rückte das Infanterieregiment aus Amberg mit aufgepflanzten Bajonetten an. Viele wehrlose Dorfbewohner wurden verletzt, zwei alte Männer starben. Trotzdem wurde nicht der Lehensherr verurteilt, sondern die Fuchsmühler – und erst nach einem deutschlandweiten Sturm der Entrüstung von Prinzregent Luitpold begnadigt.
Bis heute wird die Geschichte alle zehn Jahre in einem Theaterstück lebendig. Übrigens: 1937 verkaufte der letzte Schlossherr der Oberpfälzer Marktgemeinde den Wald mit seinen märchenhaften Felsenformationen an die Stadt Augsburg.