Zwölfuhrläuten Neumarkt in der Oberpfalz
"Zu unserer lieben Frau", so lautet der offizielle Name jener Kirche, die heuer 600 Jahre alt geworden ist. Aber in Neumarkt und der ganzen Umgebung ist das Gotteshaus als Hofkirche bekannt, weil sie einmal zum pfalzgräflichen Hof zu Neumarkt gehörte. Daran erinnern heute noch etliche Relikte, wie etwa die vielen kleinen Wappen unter dem Netzgewölbe des Altarraums. Die Dimension der Orgel-Empore erklärt sich dadurch, dass sie zunächst als Fürstenempore geplant war.
Als ehemalige Schlosskirche bildet die Hofkirche zusammen mit dem Pfalzgrafenschloss und dem Reitstadel das Neumarkter Schlossviertel – ein bemerkenswertes Ensemble.
Je nach Lehre wechselte das Aussehen
Der ursprünglich spätgotische Kirchenbau wurde im Laufe der Zeit immer wieder verändert – innen wie außen. Kein Wunder bei dem ständigen Wechsel der religiösen Lehren. Je nachdem, ob der jeweilige Schlossherr gerade Lutheraner, Calvinist oder Katholik war, wechselte auch die Hofkirche ihr Aussehen.
Heute steht am Eingang des Chores der Hauptaltar von Egino Weinert aus dem Jahr 1968. Am Sockel das eucharistische Symbol "Christus als Keltertreter", umgeben von neutestamentlichen Bildern. Den optischen Hauptakzent im Langhaus setzt die prächtige Kassettendecke. Es sind mehrere Stile, die hier zusammentreffen – von der Spätgotik bis zur Moderne. Dennoch vermittelt die Hofkirche Ruhe und Geborgenheit.
Sechs schwere Glocken
Den reich gegliederten Turm hat 1523 Pfalzgraf Friedrich II. erbauen lassen. Angeblich als Entschädigung dafür, dass er die Hochzeit mit seiner Braut Dorothea von Dänemark nicht in Neumarkt, sondern in Heidelberg gefeiert hatte. Ob das nun stimmt oder nicht – stimmig, in schöner Harmonie, läuten auf alle Fälle die sechs schweren Glocken im Eichenholzstuhl unterm Spitzhelm.