Zwölfuhrläuten Pertolzhofen in der Oberpfalz
Auf der Landkarte muß man schon gründlich suchen, bis das Auge auf den kleinen Ort Pertolzhofen trifft. Heute gehört er politisch zur Gemeinde Niedermurach im Landkreis Schwandorf. Doch früher konnte man, seit dem 8. Jahrhundert, kaum über längere Zeit sagen, wohin - oder besser - wem der Flecken im Murachtal gehört.
Adel und Kirche haben stets an dieser Hofmark gezerrt. Fest steht: die "Bertoldshofer" sind hier seit 1109 als Grundherrn nachweisbar.
Viele Stilepochen vereinigt
Überreste der Wallfahrtskirche St. Marien stammen von 1150. Der Kirchenbau mit dem weithin markant sichtbaren Echter-Turm beherrscht das Dorfbild von Pertolzhofen. Ursprünglich romanischer Wehrturmkirchbau, diente der untere Teil als Altarhaus, die oberen Stockwerke als Zufluchts- und Verteidigungsräume.
Im Kirchenraum versammeln sich viele Bau- und Dekor-Epochen: der Taufstein romanisch, viele Fresken gotisch, die später barockisierte Marienstatue auf dem Hochaltar dürfte ebenfalls gotisch sein. Der Hochaltar ist ein handwerkliches Prachtstück, zeigt neben Maria mit Kind auch die Eltern Joachim und Anna, die Hl. Dreifaltigkeit und einige Engel. Beide Seitenaltäre stammen aus dem Rokoko.
Seit dem Mittelalter Wallfahrtsziel
In der linken Stichkappe über dem Beichtstuhl zeigt ein Bild Maria Geburt, vom Volk liebevoll "Maria im Badwannl" genannt. Die Kümmernisfigur im blauen Rock am Kreuz neben der Kanzel bezieht sich auf ein Vorbild in der Kathedrale von Lucca. Seit dem Mittelalter war Maria Immaculata Wallfahrtsziel von Kranken aus Bayern und Böhmen. 1917, nach vielen Jahrhunderten des Hin und Her, wurde die Kirchengemeinde zur Expositur ernannt und erhielt die lang angestrebte Selbständigkeit.
Im Echter-Turm haben drei Glocken ihre Heimat; dabei ist die kleine Glocke aus dem 14. Jahrhundert eine hörenswerte Rarität, die weit ins Tal der Murach hinausklingt.