Zwölfuhrläuten Püchersreuth in der Oberpfalz
Die katholische Pfarrkirche ist den beiden Apostelfürsten Peter und Paul geweiht – genau wie die evangelisch-lutherische Pfarrkirche. Das kommt nicht von ungefähr.
Nach dem 30-jährigen Krieg wollen die politisch zuständigen Sulzbacher Fürsten, dass nach all dem Schrecken Ruhe einkehrt in Püchersreuth. Katholiken und Protestanten sollen sich künftig das alte Gotteshaus teilen. Die zuerst katholische und dann evangelische Pfarrkirche Peter und Paul wird Simultankirche und mit allem Drum und Dran gemeinsamer Besitz beider Konfessionen. Mit getrennten Gottesdiensten – versteht sich.
Schwieriges Simultaneum
Der schöne ökumenische Gedanke von gegenseitiger Achtung und Versöhnung, Jahrhunderte seiner Zeit voraus, führt allerdings nicht zum erwünschten Ziel. Eher zu unerfreulichen Streitereien. Beim Neubau der Kirche um 1724 können sich die Geistlichen in Gestaltungsfragen nicht einigen. Der eine wirft dem anderen vor, heimlich den Opferstock zu leeren oder jeweils andersgläubige Christen am Kirchenbesuch zu hindern.
1909 hat das Simultaneum ein Ende. Die alte Püchersreuther Kirche wird alleiniges Eigentum der evangelischen Mitbürger. Die Katholiken sollen einen Neubau bekommen. Ein schwieriges Unterfangen. 1910 stürzt der Turm ein und zerstört das eben errichtete Kirchenschiff. Dann beginnt der 1. Weltkrieg. Viel Zeit geht ins Land, bis endlich, 1930, die offizielle Weihe stattfinden kann.
Vierstimmiges Geläut
Heute sitzen die Kirchgänger in einer hübschen, schon wieder aufgefrischten Pfarrkirche, zu der sie das vierstimmige, 1949 bei Otto in Bremen gegossene Geläut gerufen hat. Die kleine Sterbeglocke ist dem Heiligen Josef geweiht und trägt die lapidare Inschrift: "Ich bin die kleinste hier, und läut‘ am schwersten dir."