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Zwölfuhrläuten Sulzbürg in der Oberpfalz

Rund 15 Kilometer südlich von Neumarkt in der Oberpfalz liegt Sulzbürg auf einem der Zeugenberge im Neumarkter Becken.

Von: Armin Reinsch

Stand: 06.10.2024 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Sulzbürg in der Oberpfalz

Vom höchsten Punkt grüßen weithin sichtbar zwei Kirchtürme: Der eine gehört zur katholischen Marienkirche, der andere zur evangelisch-lutherischen Schlosskirche St. Michael. Hier oben stand einst das Schloss der Reichsfreiherren von Wolfstein, die ihr Herrschaftsgebiet ab 1561 dem lutherischen Glauben zuführten.

Protestantische Insel

Daran änderte auch die Gegenreformation nichts, sie hatte im Wolfsteiner Gebiet keinen Einfluss. Somit ist das "Landl" bis heute eine protestantische Insel in der sonst katholisch geprägten Oberpfalz. Doch wieso nennt man die Gegend rund um Sulzbürg "Landl"? Nach großen Bevölkerungsverlusten im Dreißigjährigen Krieg ließen sich hier evangelische Glaubensflüchtlinge aus Oberösterreich, besonders aus dem "Landl ob der Enns" nieder und nannten ihre neuen Heimat ebenfalls "Landl".

Imposanter Kanzelaltar

Die Michaelskirche wurde von 1719 bis 1723 durch den Nürnberger Baumeister Ulrich Mösel anstelle einer gotischen Schlosskapelle neu errichtet und das Kirchenschiff 1842 erhöht. Einem Festsaal gleicht der barock-klassizistische Innenraum, wie man ihn bei einem protestantischen Gotteshaus nicht ohne Weiteres erwarten würde. Die architektonische Gliederung mit Pilastern, Gesimsen, mächtigen Säulen und Emporen sowie die filigranen Stuckaturen, zum Teil von Donato Polli geschaffen, werden durch die gelungene Kombination der Farbtöne rosa, cremefarben, grau und weiß ideal hervorgehoben.
Liturgisches wie optisches Zentrum ist der in der Gegend nur selten anzutreffende, imposante Kanzelaltar.

In der Glockenstube des Ostturms hängt ein dreistimmiges Geläut, bestehend aus Instrumenten des 14., 18. und 20. Jahrhunderts und schickt die Anfangstöne des "Te Deum" ins "Landl" hinaus.


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