Zwölfuhrläuten Augsburg-Kriegshaber in Schwaben
Der mächtige rote Backsteinbau hat Signalwirkung. Erstaunlicherweise wurde das stattliche Gotteshaus mit Doppelturmfassade und Chorturm in einer kirchenfeindlichen Zeit gebaut: die 1936 gegründete Pfarrei legte im März 1939 den Grundstein.
Der heilige Thaddäus gilt als Helfer in aussichtslosen Lagen - diesen Kirchenpatron und einen trickreichen Pfarrer konnte die Pfarrei nach Kriegsausbruch gut gebrauchen.
Kirchtürme einst als Flakstellung
Obwohl er der Gestapo als "notorischer Staatsfeind" galt, erreichte Expositus Alois Vogg den Weiterbau, indem er die großzügige Unterkirche als Luftschutzraum anbot. Kritisch gesehen wird später die Nutzung der unfertigen Kirchtürme als Flakstellung. Erst im Oktober 1948 ist der Bau fertiggestellt und seit 1956 klingt das volle Geläut der sechs Glocken über die Stadt.
Romanik neu interpretiert
Mit Rundbogen, schlichter Holzdecke und achteckigem Chor hat der Allgäuer Architekt Thomas Wechs Elemente des romanischen Kirchenbaus neu interpretiert und einen feierlichen hohen Raum geschaffen. Akzente setzen ein frühgotisches Hängekreuz, eine Madonna mit Kind und die eindrucksvollen Bronzereliefs des modernen Kreuzwegs.
Für Alltagsgottesdienste ist die Kirche zu groß: Stille Andachtsräume bieten die Turmkapelle und im Winter die beheizbare Unterkirche mit ihren roten Ziegelgewölben.
Große Aufgaben für die Seelsorge
Die Pfarrei St. Thaddäus ist auf ständigen Wandel eingestellt, weil sich Stadtteil und Sozialstrukturen laufend verändern: Die Kirche ist Mittelpunkt von Neukriegshaber, das dörfliche Altkriegshaber gehört zur Pfarreiengemeinschaft, und dazwischen schiebt sich wie ein Keil das frühere US-Kasernengelände. Dort ist der Anteil der Katholiken sehr niedrig und der Bedarf an sozialer Hilfe besonders groß.
Den Ausgleich für die Herausforderungen der Seelsorge bietet mitten in der Stadt ein idyllischer Pfarrgarten mit Hühnerhof, wo auch das vom Aussterben bedrohte Augsburger Huhn scharren darf.