Zwölfuhrläuten Bollstadt in Schwaben
Bollstadt ist zugegeben übersichtlich. Rund 300 Seelen nur bevölkern den politischen Ortsteil von Amerdingen im Landkreis Donau-Ries. Doch in der Nähe liegt ein ehemaliger Steinbruch, wo lange der legendäre Suevit, der Schwabenstein, abgebaut wurde.
Suevit entstand vor rund 15 Millionen Jahren, als rund 20 Kilometer entfernt der berühmte Meteorit einschlägt und das Nördlinger Ries formt.
Jahrhundertelanges Hin und Her
Ganz so alt wie der Krater ist Bollstadt freilich nicht. Im 9. Jahrhundert werden Landgüter an das Kloster Fulda übergeben und das Dorf erstmalig in der Schrift "Traditiones Fuldenses" erwähnt. Im 13. und 14. Jahrhundert haben die Ritter derer von Bollstadt das Sagen, auch der berühmte Theologe und Naturforscher Albertus Magnus entstammt diesem Geschlecht. Danach wird der Ort oft verschenkt oder verkauft, ein jahrhundertelanges Hin und Her.
Spätgotische Strahlenkranzmadonna
Die Pfarrkirche St. Ulrich wird 1376 erstmals erwähnt, auch sie wechselt fünfmal die Zugehörigkeit. Ein klassischer Kirchenbau mit Langhaus und umlaufendem Friedhof, der weithin sichtbare Glockenturm ist mit einer Zwiebelhaube bekrönt. Ursprünglich romanisch, ist der Turm etwas jünger, Chor und Langhaus entstehen um 1500.
Ab 1680 greift auch in St. Ulrich jahrzehntelang der Barock um sich. Der Hochaltar mit vier Säulen im Spätbarock, wird 1772/73 von Paulus Fischer gestaltet. Die Strahlenkranzmadonna in der Mitte ist dagegen eine spätgotische Arbeit aus dem ehemaligen Karthäuserkloster Christgarten.
Drei Glocken von 1752
Der Besucher trifft im Innenraum auf viele Heiligenfiguren, erwähnt seien hier Joachim und Anna, Franz Xaver, Sebastian, Barbara, der Kirchenpatron Ulrich, Franz von Assisi oder Antonius von Padua. Das Taufbecken ist aus Suevitgestein gefertigt, auf dem barocken Deckel erhebt sich die Figur des Auferstandenen.
Die drei 1752 gegossenen Glocken bekamen 1966 eine Kollegin von Perner aus Passau, sie wurde "Unserer Lieben Frau von Fatima" geweiht.