Zwölfuhrläuten Gabelbach in Schwaben
Wer die Gabelbacher Pfarrkirche St. Martin zum ersten Mal betritt, kann sich eines Staunens nicht erwehren. Solcher Kunstreichtum hier - in der vermeintlichen Provinz zwischen Zusam- und Mindeltal, südwestlich von Zusmarshausen und nördlich von Dinkelscherben!
Die reichen, in apartem Grün, Grau, Altrosa und Gelb gehaltenen Frührokokostukkaturen, wahrscheinlich von Johann und Ignaz Finsterwalder, und die Fresken von Alois Mack, mit Darstellungen etwa der Krönung Mariens, der Taufe Jesu, oder der vier Erdteile, verleihen dem 1738 erbauten und mehrmals renovierten Gotteshaus ein zugleich festliches wie heiter- elegantes Gepräge. Die Lichtführung, der Skulpturenschmuck der Altäre oder der Kanzel zeugen vom schöpferischen Streben und handwerklichen Können schwäbischer Künstler der Barock- und Rokokozeit, die den "Pfaffenwinkel" so unvergleichlich machen.
804 bereits Siedlung erwähnt
Das Patrozinium der Gabelbacher Martinskirche deutet darauf hin, dass die Pfarrei schon sehr alt ist und bis in die Karolingerzeit zurückreicht, zumal in den Freisinger Traditionen bereits für 804 die Siedlung eines Gabilo am Bach erwähnt ist. Vom ersten, um 1263 entstandenen Bau sind die untersten Turmgeschoße erhalten.
Stolz ist man auch auf die kostbare Orgel. Sie zählt mit Ihrer Datierung auf 1609 zu den ältesten weitum und stammt aus der Augsburger Barfüßerkirche.
Graziler Turm
Gabelbach hat nur gut sechshundert Einwohner und ist Teil des Marktes Zusmarshausen. Stattliche Bauernhöfe und einige gut erhaltene, von gepflegten Gärten umgebene Wohnbauten des 18. und 19. Jahrhunderts geben ihm seine ländliche Anmut. Darüber hinweg ragt der hohe und im Vergleich zum Langhaus grazile Turm mit seinen vier Glocken. Die schwerste stammt aus dem Jahr 1768, die drei Euphonglocken wurden 1950 in Erding gegossen.