Zwölfuhrläuten Oberliezheim in Schwaben
Es ist und bleibt ein Kreuz mit diesen Grenzen! Durch den bewaldeten Höhenzug nördlich der Donau bei Höchstädt verlief früher der Rennweg, die Grenze zwischen der Grafschaft Oettingen-Wallerstein und dem Fürstentum Pfalz-Neuburg.
Das Dorf Oberliezheim hat man bei dieser Gelegenheit schlicht in zwei Teile geschnitten. Der Norden samt Kirche und Pfarrhof gehörte zu Oettingen-Wallerstein, der südliche Teil zu Pfalz-Neuburg.
Kleines, feines Gotteshaus
Als nun die Kirche in Oberliezheim, erstmals erwähnt im Jahr 1270, schön langsam zusammenbröselte, fühlte sich weder die eine noch die andere Herrschaft verantwortlich. Soll doch der Pfarrer das Geld auftreiben! Der machte sich tatsächlich auf eine weite und lange Betteltour. Als er 1779 zurückkehrte, hatte er 211 Gulden im Sack. Und weil seine Schäflein die Kirche vorsorglich schon mal abgerissen hatten, konnte dank heimischer Kräfte schnell gebaut werden.
Es entstand ein kleines, feines Gotteshaus! Flachgedeckter Saalbau, halbrund geschlossener Chor, achteckiger Zwiebelturm – in den Proportionen einem kleinen Dorf angemessen!
Alle helfen zusammen
Bescheidenheit ist eine Zier – der Spruch passt auch zum Inneren der Kirche. Der Ochsenwirt von Wallerstein, Anton Wintergerst, malte kostbare Altar- und Deckenbilder und vergaß auch nicht, die Köpfe mancher Dorfbewohner sowie die Figur des hochwürdigen Herrn Pfarrer ins rechte Bild zu setzen.
Das Deckenfresko des Chores zeigt die Anbetung des Namens Jesu durch die vier damals bekannten Erdteile. Die Glorie des Kirchenpatrons ist das Thema über dem Langhaus. Auch der Hochaltar ist dem Kirchenpatron gewidmet. Der Bauernheilige predigt, auf das Kreuz verweisend, dem Volk.
So wie die Oberliezheimer vor 240 Jahren gemeinsam um eine neue Kirche besorgt waren, so wird ihr bis heute jede Hilfe zuteil, wenn es etwas zu reparieren – oder zu feiern gibt. Gemeinde in des Wortes bester Bedeutung.