Zwölfuhrläuten Pfronten in Schwaben
Auf dem Falkenstein hatte Bayernkönig Ludwig II. anstelle der Burgruine sein nächstes Märchenschloss geplant. Es blieb ein Traum.
Im Süden an der Straße zum Tiroler Fernpass grüßen der Breitenberg und der schroffe Felsengipfel des Aggenstein. Mehr als 70 Gräser, Kräuter und Heilpflanzen wachsen auf den Bergwiesen. Das duftende Heu im warmen Wickel gehört zur Heukur und Kenner genießen ein Heumenü mit Heuschnäpsle. Wanderer, Wintersportler und Gesundheitsurlauber schätzen den Kurort mit seinen 8.000 Einwohnern.
Gegenpendelanlage für Glocke nötig
Das Wahrzeichen von Pfronten ist der elegante 61 Meter hohe Rokokoturm der Pfarrkirche St. Nikolaus. Nach dem Turmbau 1749 warf die Gemeinde einem der Bauleiter vor, er habe so hoch - und wesentlich teurer als geplant - gebaut, damit er von seinem Haus auf die Kirchturmuhr sehen könne.
Die damals gegossenen fünf Glocken rufen bis heute zur Messe. Sie haben den 2. Weltkrieg im Glockenlager Hamburg überdauert. Weil die größte, zweieinhalb Tonnen schwere Glocke starke Schwingungen verursacht, wurde bei der Turmrestaurierung 2013 eine ebenso schwere Gegenpendelanlage eingebaut. Weitere Investitionen galten der neuen Orgel und der Restaurierung von Innenraum und Altären.
Klassizismus klingt an
Der Hochaltar birgt eine Überraschung: anstelle des versenkbaren Altarbilds sind zu Weihnachten eine Krippe, zu Ostern der auferstandene Christus und im Mai eine Marienfigur zu sehen. Die Gemeinde ist stolz auf den “ehrwürdigen Bruder Georg von Pfronten-Kreuzegg”. Der 1762 bei Rom verstorbene Kapuzinerbruder schickte die Reliquien für den Seitenaltar.
Im Kirchenschiff fällt die riesige Scheinkuppel mit der Glorie des Hl. Nikolaus auf. Zarter Rocaillestuck ist sparsam verteilt und lässt bereits den Klassizismus anklingen.