Zwölfuhrläuten Wollbach in Schwaben
Die Frage, wo liegt Wollbach, ist auf der Landkarte schnell geklärt: Autobahn A8 zwischen Augsburg und Ulm, Ausfahrt Zusmarshausen, und schon ist er zu sehen, der heutige Ortsteil, die früher selbständige Gemeinde Wollbach mit etwa 600 Einwohnern.
Und bei den Wollbachern steht auch heute noch die Kirche mitten im Dorf, schon seit Mitte des 12. Jahrhunderts. Wobei: ein großer Ortsbrand am 22. April 1762 hatte neben vielen Häusern auch Kirche und Pfarrhof eingeäschert. Zum Glück waren nach der Katastrophe die Hauptmauern von St. Stephan noch brauchbar, bereits ein Jahr später wurde das Gotteshaus in vereinfachter Form, mit neuem Turmoberbau und Sakristei, wiederhergestellt. Ab diesem Zeitpunkt hat man St. Stephan bis in die Gegenwart immer wieder umsichtig restauriert, von 1973 bis 1976 war sogar eine komplette Trockenlegung der ganzen Kirche nebst Turm notwendig geworden.
Lokale Künstler
Die Ölbergfiguren im Vorzeichen stammen noch aus dem 16. Jahrhundert, haben die Zeiten gut überdauert, sie werden dem schwäbischen Bildhauer Christoph Rodt zugeordnet. Über dem neuromanischen Altar findet das Besucherauge den Kirchenpatron in Öl auf Leinwand festgehalten. Aus dem nahen Ettelried stammt der Maler Johann Scherer, er hat sich in Chor und Langhaus Ende des 19. Jahrhunderts mit diversen Deckenbildern und Heiligendarstellungen verewigt. Auch Johann Nepomuk Weckerle aus Edelstetten hatte 1868 keinen weiten Weg, um seine 14 Kreuzwegstationen in St. Stephan abzuliefern.
1950 neue Glocken
Apropos: für Kriegszwecke im letzten Weltkrieg wurden alle drei Wollbacher Glocken eingeschmolzen. Doch bereits im Heiligen Jahr 1950 fand ein neues Bronzetrio von Grüninger in Neu-Ulm den Weg ins Dorf am namengebenden Wollbach. Die kleinste Glocke mit 220 Kilogramm ist dem Kirchenpatron und Erzmärtyrer geweiht, sie trägt die Inschrift: "St. Stephan - Bitte für uns!"