Zwölfuhrläuten Eußenheim in Unterfranken
Nicht nur der Klang ihrer vier Glocken ist in ganz Eußenheim zu hören. Weithin sichtbar thront die katholische Pfarrkirche St. Marcellinus und St. Petrus auf einem Felssporn über dem 1.200 Einwohner großen Ort im Landkreis Main-Spessart.
Dem rechteckigen Langhaus schließt sich ein Chor mit einem Kreuzrippengewölbe aus rotem Sandstein an. Die weißen Putzsegmente dazwischen sind mit filigranen Gräsern und Halmen bemalt. Anders als der neugotische Hauptaltar und die beiden im Stil des Frühbarocks gehaltenen Seitenaltäre aus dunklem Holz, stammt die Deckenmalerei noch aus der Erbauungszeit der Kirche.
Füstbischof Echter
Der charakteristische Spitzhelm über dem quadratischen Kirchturm weist sie als Baudenkmal der Echterzeit aus. 1617 – im letzten Lebensjahr dieses Würzburger Fürstbischofs – hatte man mit dem Wiederaufbau der Kirche von Eußenheim begonnen. Der Vorgängerbau war einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen, der auch das Dorf nicht verschont hatte.
Jahrhundertealte Weintradition
Danach wurden auch die riesigen Vorratslager neu errichtet, in welche die Bauern aus den umliegenden Dörfern den Zehnt abliefern mussten: Einige dieser imposanten historischen Scheunen haben sich samt ihrer Gewölbekeller erhalten. Sie waren nicht nur für Kartoffeln und Rüben bestimmt, sondern auch für Wein. Bis der Anbau wie in weiten Teilen Frankens Ende des 19. Jahrhunderts durch Reblaus und Mehltau zum Erliegen kam, waren auch hier einmal bis zu 270 Hektar mit Reben bestückt. Mit 20 Hektar knüpft Eußenheim seit vier Jahrzehnten wieder an seine Geschichte als uraltes Winzer-und Häckerdorf an. Weinbau ist hier schon im 12. Jahrhundert bezeugt. Eußenheim selber wurde vor 1.200 Jahren urkundlich erstmals erwähnt.