Zwölfuhrläuten Gräfendorf in Unterfranken
Mit Rhön und Spessart treffen zwei Naturschönheiten der deutschen Mittelgebirgslandschaft an der Fränkischen Saale zusammen. Bevor sie sich nach acht Kilometern bei Gemünden in den Main ergießt, fließt ihr in Gräfendorf noch die Schondra zu.
Keine Teerstraße durchzieht das von sanften Hügeln flankierte Seitental mit dem gewundenen Flusslauf. Und nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad lässt sich unberührte Natur erkunden, in der noch der Eisvogel zuhause ist und die Flussperlmuschel sich in quellklarem Wasser wohl fühlt.
Konfessionelle Spaltung
Kehrseite der heute bewunderten Idylle waren kärgliche Lebensverhältnisse. Bis zur Säkularisation hatten allein die Dorfherren vom Reichtum an Holz und Wild profitiert. Es waren dies die vom Würzburger Fürstbischof und Gegenreformator Julius Echter gegründete Juliusspitalstiftung und die Herren von Thüngen, welch in der Reformation zum lutherischen Glauben übergetreten waren. Damit war Gräfendorf seit 1631 konfessionell gespalten. Nur den Katholischen war die alte Dorfkirche auf einem Hügel im Ort vorbehalten.
Aufwärtstrend durch Bahnstrecke
Erst als 1884 die Saaletalbahn von Bad Kissingen nach Gemünden begonnen wurde und auswärtige Arbeitsplätze erreichbar machte, besserten sich die Umstände und in den vergangenen vier Jahrzehnten hat man sich unter den 750 Einwohnern auch konfessionell so angenähert, dass nunmehr zum Beispiel der Silvestergottesdienst abwechselnd in der kleinen evangelischen Kirche von Gräfendorf oder in der 1967 erbauten katholischen Schutzengelkirche gefeiert wird.
Glocken-Dreiklang im freistehenden Turm
Als Zelt Gottes steht sie mit ihrem trapezförmigen Grundriss in der Dorfmitte. 2008 erinnerte Diözesanbischof Friedhelm Hofmann mit einem Pontifikalgottesdienst an die Schenkungsurkunde von 1408, die in Gräfendorf erstmals eine Pfarrei bezeugt.
Vom freistehenden Glockenturm klingen drei Glocken von 1968 mit einer von 1631 zusammen.