Zwölfuhrläuten Bad Kissingen in Unterfranken
Die sechs Glocken der katholischen Stadtpfarrkirche Herz Jesu gelten als besonders denkmalwertes Ensemble. Sie spiegeln in ihrem Geläute das handwerkliche Können in der Glockengießerkunst des 19. Jahrhunderts wider.
Die sechs Glocken der katholischen Stadtpfarrkirche Herz Jesu wurden 1858 und 1884 in Bamberg und Würzburg gegossen. Sie überstanden beide Weltkriege, kamen 1947 unversehrt vom Hamburger Glockenfriedhof zurück und spiegeln in ihrem Geläute die klanglich-musikalischen Vorlieben und das handwerkliche Können in der Glockengießerkunst des 19. Jahrhunderts wieder. Mit ihren knapp 6.000 Kilogramm Gesamtgewicht hängen sie in drei Zweierpaaren übereinander im schmalen Oktogon des 67 Meter hohen Turms, dem - neben dem herrlichen Kurpark - zweiten Wahrzeichen Bad Kissingens.
Weltbad
Die 1884 geweihte, neugotische Herz-Jesu Kirche hat die heute in der Kissinger Altstadt beinahe versteckt wirkende St. Jakobuskirche als Stadtpfarrkirche abgelöst. Der im Mittelalter an einer verkehrswichtigen Furt durch die fränkische Saale gegründete Ort war im 19. Jahrhundert zum Weltbad herangewachsen und musste der Tatsache Rechnung tragen, dass sich allein die Zahl der Katholiken zwischen 1820 und 1890 von 900 auf über 3.300 vergrößert hatte. Wer das Gotteshaus durch das mit Maßwerk geschmückte Hauptportal betritt, den erstaunt die Weite und Höhe der aus weißem Sandstein erbauten dreischiffigen Basilika und - bei aller Schlichtheit - die Würde und Weihe des Raumes.
Sanierung und Umgestaltung
Vor gut 50 Jahren hatte man die neugotische Ausstattung radikal entfernt und die eindrucksvollen farbigen Glasfenster des rheinischen Künstlers Georg Meistermann eingesetzt, die den Seitenschiffen ein beinahe mystisches Licht verleihen. Mit der erneuten Sanierung und Umgestaltung vor fünf Jahren kamen der schlichte Sandsteinaltar, Ambo, Taufstein, Kreuz und Tabernakel hinzu, die ein stimmiges Mit- und Ineinander von Neugotik und Moderne, von 19. und 21. Jahrhundert ergeben.