Zwölfuhrläuten Rieneck in Unterfranken
Ungezählten jungen Menschen aus ganz Deutschland ist das gerade einmal 2.000 Einwohner große Städtchen Rieneck im Landkreis Main-Spessart aufgrund seiner mächtigen Burg ein Begriff. Denn seit 1959 wird sie vom Verband der christlichen deutschen Pfadfinderschaft für Bundestreffen genutzt.
Im 12. Jahrhundert waren die später so mächtigen Grafen von Rieneck mit der Befestigung eines Felssporns über den Ufern der Sinn in die Geschichte eingetreten.
Juwel romanischer Baukunst
Kernstück der Burg ist mit fast 20 Metern Höhe der sogenannte "Dicke Turm" - äußerlich ein ungleichmäßiges Siebeneck, innen ein vollkommenes Achteck. Er birgt ein Juwel romanischer Baukunst: eine überwölbte Kapelle mit quadratischem Grundriss und drei halbkreisförmigen Nischen zum Lichteinlass an den Außenmauern.
Glocke vom Hamburger Glockenfriedhof zurückgeholt
Den Kern der verwinkelten Altstadt von Rieneck prägt ein Ensemble der Gegensätze: Dem ehemaligen Rathaus, dessen prächtiges Fachwerk sich mit einem leuchtend roten Anstrich vom weißen Putz abhebt, steht ein historisches Bürgerhaus gegenüber. Es ist bis auf eine von drei mächtigen Eichenbalken getragene Arkade, vollkommen mit schwarzem Schiefer verkleidet.
Eine schmale Gasse zwischen den beiden Baudenkmälern gibt den Blick frei auf den roten Sandsteinturm der katholischen Pfarrkirche St. Johannes. Von seinen vier Glocken sind zwei den Schmelzöfen der Kriegszeiten entgangen: Die kleinste konnte bleiben und die mit 600 Kilogramm schwerste, die noch aus dem 15. Jahrhundert stammt, hat ein Rienecker 1945 auf dem Hamburger Glockenfriedhof ausfindig gemacht und mit einem klapprigen Lastwagen heim geholt.
Gotischer Taufstein
Die klassizistische Pfarrkirche hatte ein gotisches Gotteshaus als Vorgänger. Davon zeugt noch der Taufstein in der weit größeren Hallenkirche, deren zweihundertstes Weihejahr 2012 zusammen mit dem 600. Jahrtag der Pfarreierhebung als großes Doppeljubiläum im überwiegend katholischen Rieneck gefeiert wird.