Zwölfuhrläuten Rüdenhausen in Unterfranken
Noch heute sind die meisten der 840 Einwohner Rüdenhausens evangelisch. Der Ort hatte 1546 den neuen Glauben angenommen - als erste Gemeinde der Grafschaft Castell. Der Konfessionswechsel fällt in das Jahr der Teilung des uralten Herrschaftsgebietes zwischen Main und Steigerwald und der Begründung der Rüdenhausener Linie.
Die Nachfahren der Rüdenhausener Linie bewohnen bis heute ein ehemaliges Wasserschloss, das nun von einem sieben Hektar großen Landschaftspark umgeben ist.
Einst Regierungssitz
Wie im nur drei Kilometer entfernten Castell ist auch in Rüdenhausen bis heute die frühere Bedeutung als Regierungssitz noch gut erkennbar: Als Zentrum für einmal bis zu 30.000 Untertanen in den umliegenden Dörfern – mit eigenem Domänenamt, Gerichtsgebäude und sogar einem kleinen Gefängnis. Mittelpunkt des Dorfes aber ist St. Peter und Paul.
Herabschwebender Taufengel
Zunächst eine einfache Holzkirche, wurde St. Peter und Paul Anfang des 18. Jahrhunderts aus Spenden der Bevölkerung im barocken Stil Stein für Stein neu erbaut. 1712 war der Neubau vollendet. Und weil bei Stiftern vor allem Bänke in Nähe des Altars hoch im Kurs standen, hat man dort aus Platzgründen auf einen festen Taufstein verzichtet. Stattdessen wird bei Bedarf ein fast lebensgroßer, vergoldeter Engel an einem Seil von der Decke vor dem Hauptaltar heruntergelassen und ihm die Taufschale in die Hände gelegt. Einst soll es mehr als 400 solcher barocker Taufengel in Deutschland gegeben haben. Rüdenhausen besitzt einen der wenigen erhalten gebliebenen, der noch in Gebrauch ist.
Der gerade frisch renovierten Kirche geben steinerne Epitaphien und der Herrschaftsstand der Fürstenfamilie Castell-Rüdenhausen ein schon fast höfisches Gepräge. 1712 war der Neubau vollendet.
Heute läuten fünf Glocken zur 300-Jahr-Feier von St. Peter und Paul in Rüdenhausen.