Zwölfuhrläuten Unterhohenried in Unterfranken
Drei Glocken schallen aus der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche St. Michael in Unterhohenried über das drei Kilometer nördlich von Haßfurt gelegene Dorf an der Nassach. Sie schlängelt sich auf drei Seiten um den Hügel, auf dem das kleine, weiß gekalkte Kirchlein steht.
Mittelalterliche Heiligenverehrung
Mit seinem alten quadratischen Chorturm und dem kleinen Langhaus lässt es nach außen nicht erahnen, welche Schätze sein Inneres birgt. Umgeben von nüchtern protestantischem Barock hat sich im Chorraum ein kostbares Zeugnis mittelalterlicher Heiligenverehrung aus vorreformatorischer Zeit erhalten: ein Flügelaltar aus hellem Lindenholz.
Ein unbekannter Künstler
Wer ihn um 1500 geschaffen hat, weiß niemand mit Sicherheit zu sagen. Doch lässt die kleinformatige Anbetung der Heiligen Drei Könige im Unterbau an Veit Stoß denken, an Tilman Riemenschneider dagegen die Ausarbeitung der Altarfiguren im Schrein sowie die Reliefs auf den zwei Seitenflügeln. Sie zeigen, wie Laurentius auf einem Rost über glühenden Kohlen das Martyrium erleidet und erinnern damit an den früheren Kirchenpatron.
Auf Laurentius folgt Michael
St. Michael löste ihn als Namensgeber erst ab, nachdem das baufällig gewordene Langhaus 1708 auf altem Grundriss neu errichtet war. Gut 150 Jahre zuvor hatte die Reformation in Unterhohenried Einzug gehalten. Damals gehörte es noch zu Königsberg und das wiederum zum protestantischen Herzogtum Sachsen-Gotha. Ende des 16. Jahrhunderts fiel Unterhohenried an das Hochstift Würzburg.
Ein streitbarer Fürstbischof
Mit Macht wurde unter dem streitbaren Fürstbischof Julius Echter die Gegenreformation betrieben und heute noch sind nahezu alle der 450 Einwohner katholisch. Evangelisch blieben aber das Kirchlein und die beiden Nachbarorte Oberhohenried und Sylbach, die von alters her zum Pfarrsprengel gehörten und keine eigenen Kirchen hatten. Mit zusammen 950 Protestanten bilden sie die Gemeinde der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche von St. Michael, mitten im katholischen Unterhohenried.