Zwölfuhrläuten Alzenau in Unterfranken
Es gibt nicht viele Kirchen in Deutschland, die dem Patron der Philosophen, Justinus, geweiht sind. Eine davon ist die barocke Stadtpfarrkirche im Herzen der unterfränkischen Stadt Alzenau - in Bayern ganz oben, an der Grenze zu Hessen.
Im Jahr 834 brachte der Mainzer Erzbischof Otgar die Gebeine des Heiligen aus Rom mit. Ein Teil der Reliquien gelangte auch ins Benediktinerkloster von Seligenstadt, zu dem die Pfarrei Alzenau gehörte, und seither gehört Justinus einfach dazu.
Berninis Papstaltar als Vorbild
Der große, rote Sandsteinbau entstand um 1760 unterhalb der imposanten Alzenauer Burg und gehört zu den schönsten Kirchen der ganzen Umgebung. Mit seiner Architektur und Ausstattung ist St. Justinus ein typisches Beispiel für Kirchen, die in der Kurmainzer Ägide im Untermaingebiet entstanden sind.
Auch der monumentale Hochaltar mit seinem kunstvoll gestalteten, weiß-lackierten Tabernakelaufsatz ist dem Heiligen Justinus geweiht. Darüber erhebt sich ein prächtiger römischer Baldachin - geschaffen nach dem Vorbild von Berninis Papstaltar im Petersdom in Rom.
Kleinste Glocke aus dem 15. Jahrhundert
Im dreigeschossigen Zwiebelturm tun vier Glocken ihren Dienst. Drei von ihnen wurden schon kurz nach dem Krieg bei der Gießerei Gebhard in Kempten als Ersatz für ihre eingeschmolzenen Vorgänger bestellt und 1948 geweiht. Eine Glocke ist dem Kirchenpatron gewidmet, die zweite der Gottesmutter Maria und die dritte nicht von ungefähr dem Begleiter der Reisenden, Sankt Nepomuk. Ein Alzenauer Bürger spendete sie nach der glücklichen Rückkehr seines Sohnes aus russischer Gefangenschaft.
Als einzige die Stürme der Zeit überstanden hat die kleinste Glocke, im Volksmund "Gäng-Gäng" genannt. Sie mag wohl schon nach dem 30jährigen Krieg den Frieden mit eingeläutet haben.