Zwölfuhrläuten Eschau in Unterfranken
Zusammen über eine Tonne wiegen die vier Glocken der geistlichen Mitte von rund 2.200 evangelischen Christen im Spessart. Die mit 454 Kilogramm schwerste trägt als Inschrift den Psalm "Gott ist unsere Zuversicht und Stärke." Ihre Vorgängerin musste, wie eine weitere Glocke zu Kriegsmaterial eingeschmolzen werden.
Man warf sie beide 1944 einfach vom Turm. Heute laden sie zu viert in das stattliche Gotteshaus und nicht sehr viele Eschauer werden sich daran erinnern, dass 1964 ein Statiker Alarm schlug! Der hölzerne Fachwerkturm mit der schiefergedeckten Kuppel geriet bei vollem Geläut etwas zu leicht ins Schwingen. Ein stählerner Unterbau musste her.
Evangelisch-lutherische Enklave
Amerika war noch längst nicht entdeckt, als 1476, also in vorreformatorischer Zeit in Eschau Chorraum und Sakristei gebaut wurden. Doch schon rund 100 Jahre später ist der erste reformierte Pfarrer nachgewiesen. Eschau kam damals in den Besitz der evangelischen Grafen von Erbach. Sie wirken bis heute als Patronatsherren und Eschau blieb inmitten des katholischen Umlands eine evangelisch-lutherische Enklave.
Übereinander gelagerte Emporen
Das Langhaus der Epiphanias-Kirche wurde 1745 eingeweiht. Charakteristisch für die Kirche ist die schöne barocke Kanzel direkt über dem Altar an zentraler Stelle im Chorraum, also dort, wo in katholischen Kirchen in der Regel ein großes Gemälde und Heiligenfiguren zu sehen sind. Der Standort drückt die reformatorische Wertschätzung des Wortes aus.
Eine Besonderheit sind auch die beiden übereinander gelagerten Emporen an den beiden Längsseiten des Kirchenschiffs. Früher war es der Brauch, dass in der unteren Etage die Männer und in der oberen die jungen Burschen Platz genommen haben. Heute darf sich jeder hinsetzen, wo er will.
Übrigens wurde 1815 im Eschauer Pfarrhaus Karl Heinrich Caspari geboren. Er wurde ebenfalls Pfarrer, auch in Eschau selbst, ist aber besser bekannt für seine umfassende Sammlung von Erzählungen und Sagen aus dem Spessart.